Geboren wird Anneliese am 3. Oktober 1898 in Köln-Nippes als Tochter eines sozialdemokratischen Buchdruckers. Nach dem Besuch der höheren Handelsschule arbeitet sie Ende der 20er Jahre als Kontoristin und Buchhalterin in Berlin. Dort lernt sie Andreas (André) Hoevel kennen, den sie im Januar 1929 in Berlin heiratet.
Im Jahr 1930 wechselt André zur Firma Opel AG in Rüsselsheim. Beide ziehen nach Wiesbaden um. Sie werden KPD-Mitglieder, André ist örtlicher Funktionär der KPD und der RGO (Revolutionäre Gewerkschaftsopposition). Im Januar 1933 wird ihm wegen seiner politischen Aktivitäten im Betrieb gekündigt. Einer möglichen Verhaftung nach dem Reichstagsbrand entgeht er durch Untertauchen. Er wird Instrukteur der KPD im Frankfurter Raum und flieht vor der Verhaftung ins Saargebiet.
Anfang September 1933 Anneliese kommt in „Schutzhaft“, weil sie den Aufenthaltsort ihres Mannes nicht preisgibt. Sie wird ins KZ Moringen verschleppt.
Februar 1934 Nach einem halben Jahr wird sie frei gelassen, ihr Mann André ist schon im September 1933 festgenommen worden.
13. September 1934 Nach Wiesbaden zurückgekehrt, arbeitet sie weiter für die verbotene KPD. Sie wird mit 38 anderen Kommunisten wegen Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt.
1. Dezember 1934 Das Urteil gegen Anneliese Hoevel lautet auf drei Jahre Zuchthaus. In der Begründung wird sie als gefährliche und hartnäckige Förderin der illegalen Bestrebungen der KPD bezeichnet.
Aus der KZ-Haft schreibt sie ihrem Mann André, der sich ebenfalls in einem KZ
befindet, einen Brief. Ein Freund Andrés, dem er diesen Brief zeigt, erinnert sich später, der Brief habe ihn sehr beeindruckt und er habe zu André gesagt:
Auf diese tapfere Frau kannst du stolz sein!
September 1937 Nach Verbüßung der Strafe kommt sie wieder ins KZ Moringen in „Schutzhaft“.
15. Dezember 1937 Sie wird mit anderen in das sich im Aufbau befindliche KZ Lichtenburg überführt. Aus der Haft schreibt sie André:
Meine Arbeit erfordert meine ganze Konzentration und erlaubt mir nicht zu grübeln über Dinge, die sind und sich nicht ändern lassen, und das ist gut so, denn man sehnt sich sonst nur krank.
20. April 1939 Anneliese wird entlassen und geht zu André, der seit Weihnachten1938 frei ist, nach Berlin. Beide finden dort Arbeit.
Mai 1939 Andrés Schwager stirbt und hinterlässt einen Obst- und Gemüsehandel in Koblenz-Metternich. André und Anneliese ziehen nach Koblenz und knüpfen Kontakte zu Gleichgesinnten, zu alten Freunden und ehemaligen Mithäftlingen. Der Kreis hört ausländische Sender, tauscht Meinungen aus und macht in der Wehrmacht Antikriegspropaganda.
30. November 1941 Die Gruppe wird entdeckt. André und Anneliese werden in Koblenz verhaftet.
26. Juni 1942 Das Oberlandesgericht Kassel verurteilt beide wegen Hochverrats und Rundfunkverbrechens zum Tode.
Ein Neffe sieht André vor der Hinrichtung. Er berichtet:
André war nur noch Haut und Knochen, vor Schwäche konnte er nicht stehen.
Als der Neffe André ein belegtes Brot und ein Getränk besorgt, schickt dieser die Hälfte davon Anneliese: Seit acht Tagen hat keiner von ihnen etwas zu essen oder zu trinken bekommen.
28. August 1942 Innerhalb von fünf Minuten werden Anneliese und André Hoevel im Gefängnis Frankfurt/Main-Preungesheim mit dem Fallbeil hingerichtet.
In Koblenz erinnert die Hoevelstraße an Anneliese und André Hoevel.