Friedrich Erxleben wird am 29. Januar 1883 in Koblenz geboren. Er entstammt einer alten österreichischen Brauerfamilie, die erst kurz zuvor nach Koblenz gezogen ist. Sein Vater eröffnet in Koblenz die Speditions- und Schifffahrtsfirma „Guido Erxleben“. Friedrich ist sehr musisch begabt und lässt sich zum Sänger und Violinvirtuosen ausbilden. Nach seinem Abitur am Kaiserin-Augusta-Gymnasium (heute: Görres-Gymnasium) studiert er Theologie und Philosophie in Trier, Wien, Heidelberg, Innsbruck und Rom und wird in beiden Fakultäten promoviert. 1908 ist seine Priesterweihe. Im Ersten Weltkrieg wird er Militärpfarrer und zweimal verwundet. Ab 1920 lebt er in Berlin, ist dort seelsorgerisch tätig. Auch geht er seinen musikalischen Neigungen und wissenschaftlichen Interessen nach. Er ist an den Universitäten Prag und Wien Dozent für vergleichende Religionswissenschaften, Professor für alte Sprachen am Jesuitenkolleg in Rom sowie Experte für asiatische Kultur. Zudem ist er ein hervorragender Oratoriensänger. Erxleben pflegt Bekanntschaften zu vielen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, etwa zum Reichstagsabgeordneten Theodor Heuss und zum Dichter Carl Zuckmayer.
1933/34 Bald nach der so genannten Machtergreifung nimmt Erxleben an den sonntäglichen „Teegesellschaften“ des früheren Diplomaten Wilhelm Solf teil.
Nach dessen Tod im Jahre 1936 setzt seine Ehefrau Johanna die Tradition fort. Man debattiert unter Gleichgesinnten auf hohem Niveau über Themen aus Politik, Kultur und Wissenschaft. Später erinnert sich Carl Zuckmayer:
Diesen Pfarrer Erxleben, dann unser lieber Freund „Petrus“ oder „Onkel Friedrich“ für die Kinder, traf ich gleichfalls bei einem jener Sonntagsnachmittage im Hause Solf. ... (er hatte) eine Art von immer lebendiger Gottesheiterkeit... Mut, Leidensbereitschaft, Heiterkeit – das war sein Vermächtnis.
Anfang 1944 Ein in eine Geburtstagsfeier unerkannt eingeschleuster Gestapospitzel verrät die dort geführte Unterhaltung. Verhaftet werden die Gastgeberin Elisabeth von Thadden und einige der Gäste, darunter Johanna Solf.
17. Mai 1944 Friedrich Erxleben wird im Zuge weiterer Ermittlungen gegen Teilnehmer der Teegesellschaften im Hause Solf verhaftet und in das Konzentrationslager Ravensbrück gebracht. Er ist wochenlang in einen Käfig gesperrt und kann weder sitzen, liegen noch stehen.
1. Juli 1944 Elisabeth von Thadden wird vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und hingerichtet. Das Verfahren gegen Johanna Solf wird in der Verhandlung abgetrennt, um noch weitere Teilnehmer der Teegesellschaften im Hause Solf zu ermitteln.
Friedrich Erxleben wird alsbald ins KZ Sachsenhausen verlegt und kommt dann im Oktober 1944 in die Gestapo-Abteilung des Gefängnisses Lehrter Straße in Berlin.
15. November 1944 Der Oberreichsanwalt beim Volksgerichtshof klagt neben Frau Solf u.a. auch Erxleben wegen Wehrkraftzersetzung, Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hoch- und Landesverrat an. Man wirft ihm vor, Nachrichten des Londoner Rundfunks abgehört und weitergegeben zu haben, die treibende Kraft bei den defätistischen Unterhaltungen im Hause Solf gewesen zu sein und über die Behandlung der Juden und über Maßnahmen der nationalsozialistischen Staatsführung auf kirchenpolitischem Gebiet (geschimpft zu haben).
Anfang 1945 Die Hauptverhandlung vor dem Volksgerichtshof wird wiederholt verschoben. Am 3. Februar 1945 tötet ein Bombenangriff Freisler und vernichtet die Gerichtsakten des Verfahrens gegen Friedrich Erxleben u. a.
Ende April 1945 Vier Tage vor dem neuerlichen Verhandlungstermin, der mit rekonstruierten Akten stattfinden soll, wird Erxleben am 24. April 1945 aus der Haft entlassen. Tags zuvor wurden mitangeklagte Freunde von ihm noch von der Gestapo ermordet.
Nach der Befreiung unterzieht sich Erxleben mehreren Operationen. Sie bringen nur eine gewisse Linderung seiner Leiden. Dann kehrt er nach Koblenz zurück und bewirbt sich trotz starker Schmerzen und Behinderungen um eine Pfarrstelle. Erxleben wird Pfarrer von Müden/Mosel. Er ist sehr beliebt in seiner Gemeinde, muss aber 1951 aus gesundheitlichen Gründen sein Amt aufgeben. Erxleben zieht wieder nach Koblenz, dann weiter nach Linz/Rhein. Über all die Jahre halten er und seine Freunde, vor allem Theodor Heuss, der inzwischen erster Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland ist, und der Schriftsteller Carl Zuckmayer, Kontakt miteinander. Friedrich Erxleben stirbt 1955 in Linz/Rhein. Beerdigt ist er im Priestergrab in Müden.