Isaak Hein stammt aus einer jüdischen Familie, die schon um 1800 in Cochem ansässig war. Sein Vater Jacques (genannt: Jakob) war Metzger in Cochem Das Geschäft wurde von Isaaks Onkel fortgeführt und von Isaak (genannt: Isaak Hein III) übernommen. Die Heins waren Mitglieder zahlreicher Cochemer Vereine. Isaak Hein III (* 1850) gehörte im Jahre 1882 zu den Mitbegründern der Freiwilligen Feuerwehr. Verheiratet war er mit Johanna Gottschalk
(* 1857 in Thür). Die beiden hatten acht Kinder, die Geburt und Kindheit überlebten. Alle fünf Söhne waren Soldat im I. Weltkrieg, der jüngste Sohn Hugo fiel im Krieg.
Im Jahre 1930 stirbt Isaak Hein III. Seine drei Söhne Siegfried (* 1880), Julius (* 1882) und Ludwig (* 1884) führen den Betrieb als „Pferde- und Rindviehgeschäft“ fort
1935 Im Zuge der „Nürnberger Rassengesetze“ nimmt der Boykott jüdischer Geschäfte, und damit auch des Geschäfts der Gebrüder Hein in Cochem, weiter zu.
1938 Als Kunden zwar noch bei ihnen kaufen, aber verstärkt die Rechnungen nicht mehr bezahlen, mahnen die Heins ihre Schuldner, darunter auch eine örtliche NS-Größe.
April 1938 Anstatt die Rechnung zu begleichen, dringen SA-Männer in das Haus der Familie ein. Von der Mutter Johanna verlangen sie die Herausgabe eines ihrer fünf Söhne. Der älteste Sohn Siegfried stellt sich den SA-Leuten freiwillig und wird festgenommen.
Die Gestapo verschleppt ihn ins Konzentrationslager Buchenwald. Als seine Mutter versucht, ihn freizubekommen, spricht man sie auf den Verkauf eines Grundstücks an die Stadt Cochem an. Alsbald verkauft sie es an die Stadt.
26. Oktober 1938 Siegfrieds Frau Rosa zieht mit den beiden Söhnen Walter und Erwin von Cochem in ihre Geburtsstadt Sinzig/Rhein.
9./10. November 1938 In der „Reichspogromnacht“ werden der Sohn Ludwig und weitere Cochemer Juden verhaftet und ins Gefängnis von Wittlich gebracht.
31. Dezember 1938 Nach den Angaben des Konzentrationslagers Buchenwald stirbt der älteste Sohn Siegfried an Silvester 1938.
1939 Die jüngste Tochter Jenny (* 1894) zieht mit Ehemann Josef Horn und dem Sohn Bernhard (* 1926) von Cochem nach Köln um.
9. Dezember 1939 Sohn Ludwigs Tochter Ruth (* 1925) kann mit einem Schiff nach Palästina emigrieren.
20. August 1940 Mutter Johanna stirbt in Cochem, es ist die letzte Bestattung auf dem jüdischen Friedhof in Cochem.
1941 Siegfrieds und Rosas Sohn Erwin kommt in die Provinzial Heil- und Pflegeanstalt Andernach und wird von dort in die Tötungsanstalt Hadamar „verlegt“. Am 11. Februar 1941 wird Erwin in Hadamar im Rahmen der „T4-Aktion“ mit Giftgas ermordet.
1941 Tochter Jenny, ihr Mann Josef und ihr Sohn Bernhard werden von Köln aus nach Riga deportiert und dort ermordet.
30. April 1942 Sohn Julius wird von Cochem nach Koblenz gebracht und vom Koblenz-Lützeler Bahnhof aus im Rahmen der 2. Koblenzer Deportation nach Krasniczyn bei Lublin im „Generalgouvernement“ verschleppt. Wenn er bis dahin überlebt haben sollte, wird er sehr wahrscheinlich im Vernichtungslager Sobibor mit Giftgas ermordet.
27. Juli 1942 Sohn Ludwig wird mit seiner Frau Sophia (geb. Faber) und ihrer jüngeren Tochter Inge (*1927) von Cochem aus ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert.
um 1942 Siegfrieds Witwe Rosa (ihr Sohn Walter kann noch rechtzeitig in die USA fliehen) wird von Sinzig aus “nach dem Osten deportiert” und ermordet. Die zweitjüngste Tochter Julia und ihr Ehemann werden auch deportiert und kommen um.
Sohn Ludwig ist das einzige von zurzeit der Verfolgung noch fünf lebenden Kinder der Eheleute Isaak und Johanna Hein, das den Holocaust überlebt hat. Nach der Befreiung kehrt er mit seiner Frau und seiner Tochter Inge nach Cochem zurück.
1950 heiratet Inge Dr. Heinz Kahn aus Hermeskeil, Überlebender des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau und des Konzentrationslagers Buchenwald. 1954 ziehen die Eheleute nach Polch, sie haben fünf Kinder. Inge Kahns Ehemann ist seit 1987 Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz. Als Dr. Kahn 2014 stirbt, ist Inge Kahn Witwe.