Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

 

 

Die Eheleute Feibelmann stammen aus alteingesessenen jüdischen Familien von der Nahe. Hugo Feibelmann wird am 13. Februar 1897 in Sobernheim geboren. Er ist Sohn der Eheleute Hermann (*1859 in Meddersheim) und Karoline Feibelmann (geb. Landmann, *1862 in Schifferstadt). Seine Ehefrau Gertrude ist eine geborene Haas. Sie ist am 19. Januar 1909 in Kirn als Tochter der Eheleute Leo (*1878 in Kirn) und Helene Haas (geb. Gudenberg, *1879 in Lüchtringen/Westfalen) zur Welt gekommen. Aus dieser Ehe geht im Jahr 1914 Gertrudes jüngerer Bruder Emil hervor. Gertrude übernimmt im Jahr 1930 das Kurz-, Weiß- und Wollwarengeschäft von Gustav Haas in Kirn. Der frühere Inhaber des Geschäfts war ein Stiefbruder ihres Vaters und 1918 gestorben.

 

1933 Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten und ihrem „Judenboykott“ läuft das Geschäft von Gertrude Feibelmann schlechter.

1935 Sie gibt den Laden in Kirn auf und zieht nach Sobernheim.

17. Januar 1938 Den Eheleuten Feibelmann werden ihre Reisepässe eingezogen, damit sie nicht mehr aus Hitler-Deutschland fliehen können.

15. Juli 1938 Die Feibelmanns verlassen gleichwohl Sobernheim, überqueren illegal die Grenze nach Frankreich und lassen sich in Paris nieder.

Gertrudes Eltern Leo und Helene Haas und ihr jüngerer Bruder Emil werden in Kirn in das „Judenhaus“ An der Mühle 12 eingewiesen.

Zu einem nicht bekannten Zeitpunkt verlässt Emil Haas Kirn und flieht nach Frankreich.

10. Mai 1940 Mit dem „Westfeldzug“ überfällt Hitler-Deutschland Luxemburg, die Niederlande und Belgien und marschiert in den Norden Frankreichs ein.

Gertrude und Hugo Feibelmann werden - wie viele Deutsche auch - festgenommen und im Vélodrome d’Hiver (eine sehr große Radsporthalle) in Paris interniert.

Vom Vélodrome d’Hiver werden die Feibelmanns in das in der nicht besetzten „Südzone“ gelegene Internierungslager Gurs verschleppt.

Juli 1940 Die Feibelmanns kommen aus dem Lager Gurs frei und halten sich aller Wahrscheinlichkeit nach weiter in der von Hitler-Deutschland nicht besetzten Südzone, in Nizza, auf.

10. April 1942 Gertrudes Eltern Leo und Helene Haas werden von Kirn in das Sammellager im „Concordia“-Saal des Kolpinghauses in Bad Kreuznach gebracht und von dort aus in das „Altersghetto“/ Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Dort verliert sich ihre Spur.

September 1942 In ihrem Zufluchtsort, wohl Nizza, müssen die Feibelmanns eine erneute Internierung befürchten. Sie gehen nur noch zu bestimmten Zeiten aus dem Haus und verstecken sich nachts in Dachräumen und Mansarden.

11. November 1942 Die deutsche Wehrmacht besetzt auch den Süden Frankreichs, die Südzone.

Oktober 1943 Inzwischen reichen die Vorsichtsmaßnahmen der Feibelmanns nicht mehr aus. Sie fliehen weiter in den Ort Puget-Thénier in den französischen Alpen. Nachts verstecken sie sich oft in Feldhütten, um den Razzien zu entgehen, die Nächte sind fürchterlich.

Februar 1944 Als die Lebensbedingungen in dem Bergdorf unerträglich werden, flüchten sie mit gefälschten Papieren (Gertrude offenbar auf den Tarnnamen Therese Fassel) zurück nach Paris.

Zuletzt tauchen sie auf der Seine-Insel Saint-Germain bei Boulogne-Billancourt unter. Dort erleben sie die Befreiung durch die Westalliierten Ende August 1944.

30. Juni 1944 Gertrudes Bruder Erich, der sich in Frankreich Emilie nennt, wird von einem unbekannten Ort zu einem unbekannten Zeitpunkt in das Sammellager Drancy bei Paris verschleppt. Mit dem Transport Nr. 76 wird er zusammen mit 1.099 Menschen von Drancy in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Bei der Ankunft werden 479 Menschen mit Giftgas ermordet. 1945 überleben von den 1.100 Deportierten 67 Männer und 115 Frauen. Erich/ Emile Haas ist nicht unter ihnen.