Der am 20. September 1904 geborene Edwin Maria Landau stammt aus einer seit ca. 1800 in Koblenz ansässigen Familie jüdischer Herkunft. Sein 1861 geborener Vater Dr. Edwin Landau ist evangelisch getauft und nach dem Studium der Rechtswissenschaften Amtsgerichtsrat beim Amtsgericht Koblenz. Im Jahr 1900 heiratet er die Wiener Bankierstochter Julie, geb. Wollheim. Edwin Maria ist das jüngere Kind der beiden, zwei Jahre zuvor ist die Tochter Ilse in Koblenz zur Welt gekommen. Musik ist das bestimmende Element im Elternhaus, sehr viele der Anfang des 20. Jahrhunderts bekannten Musiker verkehren in dem repräsentativen Haus in der Neustadt 4. In den 1920er Jahren beginnt Edwin Maria Landau sein Studium der deutschen Literaturgeschichte, Kunstgeschichte und Philosophie, das er 1927 in Breslau mit der Promotion abschließt.
1930/31 Landau gründete zusammen mit Wolfgang Frommel in Berlin den Verlag „Die Runde“. Das junge Unternehmen mit dem Motto „Widerstand gegen die Zeit und Mut zum Heute“ verlegt vor allem jüngere Dichter und Gelehrte aus dem Stefan-George-Kreis.
August 1933 Sehr bald nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten erscheint im Verlag „Die Runde“ die kritische Schrift „Nationalsozialismus vom Ausland gesehen“.
1. Januar 1934 Das Schriftleitergesetz tritt in Kraft. Es enthält in § 5 Nr. 3 den „Arierparagraphen“: „Schriftleiter kann nur sein, wer arischer Abstammung und nicht mit einer Person nichtarischer Abstammung verheiratet ist.“
1935 Die „Reichsschrifttumskammer“, die für den Ausschluss und die Kontrolle der im Bereich des Schrifttums tätigen Beschäftigten sorgt, veranlasst, dass Landau wegen seiner jüdischen Herkunft den Verlag verlassen muss.
1936 Edwin Marias Schwester Ilse, die wegen ihrer jüdischen Herkunft ihre Arbeitsstelle in Koblenz verloren hat, heiratet den Berliner Landgerichtsrat Dr. Friedrich Oppler, der ebenfalls jüdischer Herkunft ist. Die Eltern Landau verkaufen ihr Haus in Koblenz „zu einem Spottpreis“ und ziehen zu ihrer Tochter und deren Ehemann nach Berlin.
1938 Edwin Maria Landau sieht keine Perspektive mehr, verlässt Deutschland und emigriert zu Verwandten nach London.
September 1939 Als er sich beim Überfall Hitler-Deutschlands auf Polen und dem Beginn des Zweiten Weltkrieges vorübergehend in Paris aufhält, wird Edwin Maria Landau – wie viele deutsche Emigranten auch – als „unerwünschter Ausländer“ interniert.
22. Juli 1940 Nach dem deutsch-französischen Waffenstillstand kommt Landau aus einem Lager in der Nähe von Bordeaux frei. Als er über die Grenze nach Spanien fliehen will, wird er gefasst und als angeblicher Spion auf die Festung Jacca gebracht.
28. August 1940 Landau kommt in das Lager Gurs. Er tritt zum katholischen Glauben über und erreicht durch Vermittlung von Thomas Mann ein Visum für die USA.
Zur gleichen Zeit flieht seine Schwester Ilse mit ihrem Ehemann nach Brasilien.
1941 In das Lager Les Milles bei Marseille verlegt, wird Landau das Visum nicht ausgehändigt, weil seine Eltern noch in Berlin leben.
Sein Vater stirbt Ende 1941 eines natürlichen Todes, seine Mutter wählt angesichts der drohenden Deportation Juli 1942 den Freitod.
Edwin Maria Landau kommt in das Arbeitslager Salin de Giraud bei Arles. Vor der Deportation nach Auschwitz kann er fliehen und findet Unterschlupf in einem katholischen Seminar in Miramas. Von dort versucht er dreimal vergeblich, illegal zu Fuß in die Schweiz zu gelangen.
Februar/März 1943 Der Schweizer Bundesrat gewährt Landau wegen seiner verlegerischen Tätigkeit politisches Asyl. Daraufhin kann er legal in die Schweiz einreisen. Da er mittellos ist, wird er in verschiedenen Lagern interniert.
Mai 1945 Landau wird aus dem Lager entlassen.
Er bleibt in der Schweiz, heiratet seine Frau Heidi, geb. Schneebeli. Die Eheleute haben zwei Söhne, die Familie lebt in Zürich. Landau arbeitet als Übersetzer und Schriftsteller und erhält zahlreiche Ehrungen. Dr. Edwin Maria Landau stirbt am 2. Januar 2001 in Zürich.