Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

 

Dr. Eugen Stern, 1894 in Koblenz geboren, ist ein sehr beliebter Kinderarzt hier. Er ist verheiratet mit der ausgebildeten Krankenschwester Käthe. Blumenthal (*1903). Aus der Ehe gehen zwei Kinder hervor, die Tochter Inge (*1929) und Sohn Heinz (*1932).

Frühjahr 1933 Eugen Stern ist auch Karnevalist, ist im Elferrat und Büttenredner der Koblenzer Karnevalsgesellschaft. Kurz nach der Machtübernahme der Nazis, als man die Juden auch aus den Vereinen hinausgedrängt, verlässt er freiwillig den Karnevalsverein, um seine Freunde nicht in Verlegenheit zu bringen. Seine Narrenmütze lässt er zurück.

Dr. Stern ist sehr sozial eingestellt und behandelt bedürftige Patienten gleich welcher Glaubensgemeinschaft und das auch ohne Gebühren.

1935 Im Sommer rettet er unter schwierigen Umständen spektakulär in der Badeanstalt in der Castorpfaffengasse eine „Arierin“ vor dem Ertrinken – dazu muss das Schild am Eingang „Eintritt für Juden verboten“ abgehängt werden, nach der Rettung wird es wieder angebracht.

Nach den Nürnberger Rassengesetzen versuchen die örtlichen Nazis, Dr. Stern zu kriminalisieren, zur Aufgabe seines Berufs und zur Flucht zu zwingen. Er lässt sich auch dadurch nicht einschüchtern und bleibt mit seiner Familie in Koblenz.

Oktober 1937 In einem Zeitungsartikel heißt es von den örtlichen Nazis: „Wir können es weiter nicht verstehen, dass dieser Stern im Dritten Reich noch so leuchten kann. (…) Wir werden alles tun, (…) dass zwischen Deutschen und Juden keine Bindungen bestehen dürfen.“

Herbst 1938 Als Dr. Stern bei der Gestapo wegen angeblicher „Rassenschande“ denunziert wird, kann er noch rechtzeitig illegal nach Belgien fliehen. Bei einem Verwandten in Brüssel kommt er unter.

Seine Frau bringt noch einige wenige Mikroskope und andere Instrumente in einem Koffer nach Köln, die dann zu ihm nach Brüssel geschmuggelt werden. Seinen Lebensunterhalt verdient sich Dr. Stern hauptsächlich als Schuster. Auch ist er noch als Arzt tätig und behandelt Patienten, die kein Geld haben, kostenlos.

Herbst 1939 Seine Frau Käthe zieht mit den Kindern Inge und Heinz zu Verwandten nach Berlin. Die beiden Kinder Inge und Heinz gehen dort in einer jüdischen Volksschule weiter zur Schule, eine öffentliche dürfen sie nicht mehr besuchen. Das Leben ist schwer und hart, aber noch auszuhalten.

1. März 1943 Mutter Käthe und ihre Kinder Inge und Heinz wie auch ihre Verwandten werden mit dem 31. Osttransport in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und bei ihrer Ankunft dort für die Gaskammern selektiert und ermordet.

Das weitere Schicksal von Dr. Stern ist unbekannt. Sicher ist, dass er den Krieg nicht überlebt hat.

Heute erinnern in der Kastorpfaffenstraße 3/Ecke Karmeliterstraße zwei Stolpersteine an die Eheleute Dr. Eugen und Käthe Stern.