Hermann und Herbert Wilp sind Kinder von jüdischen Schaustellern. Der ältere Hermann kam 1925 in Neuwied zur Welt, der jüngere Herbert 1928 bei einer Kirmes in Immendorf (heute: Koblenz-Immendorf) in einem Wohnwagen. Sie waren die Söhne von Frieda Meyer (*1905) und Adolf Wilp (*1901), die 1924 heirateten.
Frieda stammt aus der 1870 begründeten Neuwieder Schaustellerdynastie Meyer. Sie hatte vier Geschwister. Ein älterer Bruder von ihr ist Julius Meyer, der die „Arierin“ Agnes Klauer heiratet. Sie ist weit bekannt und später Vorlage für Friedrich Wolfs Romanfragment „Die Karussellagnes: Roman einer tapferen Frau“, für ihren Einsatz für Juden erhält sie 1984 das Bundesverdienstkreuz. Friedas Ehemann Adolf ist katholisch getauft, hat eine zum Katholizismus konvertierte jüdische Mutter. Er ist von Beruf Schuster, verdient den Lebensunterhalt aber mit einem kleinen Kettenkarussell.
1935 Die Familie Wilp verlässt die Koblenzer Region, um anonymer in der Großstadt Dortmund und in Westfalen arbeiten zu können.
1937 Die Eltern Wilp bekommen Schwierigkeiten mit der Gestapo, deshalb weichen sie mit dem jüngeren Sohn Herbert – der ältere Sohn Hermann bleibt bei seinen Großeltern in Neuwied – in die Niederlande aus.
Alsbald werden sie von der niederländischen Polizei als Illegale aufgegriffen und abgeschoben.
Ende 1938 Nach dem Novemberpogrom ziehen die Brüder Hermann und Herbert mit gültigen Papieren wieder in die Niederlande. Dort leben sie in Amsterdam und in Apeldoorn.
In Amsterdam bekommt Hermann Kontakt zu der dort schon länger lebenden Familie Frank, Otto (1889-1980), Edith, geb. Holländer (1900-1945), und Anne (1929-1945). In ihrem weltberühmten Tagebuch bezeichnet Anne Frank Hermann als Pflegesohn der Familie, das in „Anführungszeichen“.
1942 Die Brüder Hermann und Herbert kehren nach Neuwied zu ihren Eltern zurück.
Die Familie Meyer/Wilp versucht, vor der drohenden Deportation „nach dem Osten“ ihre Abstammung/„rassische Einordnung“ im Sinne der Nazis aufzuklären. Nachdem der Nachweis einer „arischen“ Abstammung aller Meyer-Geschwister erfolglos geblieben ist, versuchen es die Wilps über den Vater Adolf Wilp, als „Arier“.
Ende Februar 1943 Als das auch nicht gelingen will, wird die Familie Wilp, Vater Adolf, Mutter Frieda und die Brüder Hermann und Herbert, in Neuwied festgenommen und am 1. oder 2. März vom Koblenzer Hauptbahnhof mit der 5. Deportation in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau verschleppt.
Auf der Rampe von Birkenau werden sie selektiert, Mutter Frieda und den jüngeren Sohn Herbert schickt man ins Giftgas, Vater Adolf und der ältere Sohn Hermann werden zur Arbeit selektiert. Dort bleiben die beiden bis zur Liquidierung des Vernichtungslagers.
Januar 1945 Beide kommen auf Transport. Vater Adolf in das KZ Groß-Rosen und dann weiter in das KZ-Außenlager Leitmeritz. Im Konzentrationslager Flossenbürg wird er befreit.
Sohn Hermann transportiert man von Auschwitz-Birkenau in das KZ Mittelbau-Dora und dann in das KZ-Außenlager Ellrich. Zuletzt verschleppt man ihn in das Konzentrationslager Bergen-Belsen, dort wird er befreit.
Nach 1945 Vater und Sohn kehren nach Neuwied zurück. Vater Adolf eröffnet dort ein Schuhgeschäft und stirbt 1971. Sohn Hermann heiratet eine Koblenzerin, zieht später nach Koblenz-Metternich und dann nach Kaiserslautern. Dort stirbt Hermann Wilp im Jahr 2000.