Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

 

Lesen Sie HIER die Karteikarten der Gestapo Koblenz von den Geschwistern Bernd

Hinweis: Der eingebrachte Lizenzcode auf der Karteikarte berechtigt nur die Veröffentlichung auf den Webseiten
des Fördervereins Mahnmal Koblenz

 

 

 

Senta Bernd, geborene Fuchs, war die ältere Schwester von Gottfried Fuchs. Fuchs war ein bekannter Fußballspieler. Zu ihm heißt u.a. in der freien Enzyklopädie Wikipedia:

Gottfried Fuchs (geb. 3. Mai 1889 in Karlsruhe; gest. 25. Februar 1972 in Montreal, QuCbec) war ein deutscher Fußballspieler.
Fuchs spielte als Stürmer für den Karlsruher FV und wurde mit diesem 1910 Deutscher Fußballmeister.

Er war von 1911 bis 1913 sechs Mal für die Deutsche Fußballnationalmannschaft in internationalen Spielen aktiv und erzielte dabei insgesamt 13 Tore. Dies ist bis heute (Stand 7. November 2011) die beste Quote (2,17) eines deutschen Nationalspielers. Bei den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm erzielte er im Spiel gegen Russland zehn Tore (beim Endstand von 16:0), eine bis heute in einem Länderspiel eines deutschen Nationalspielers unübertroffene Zahl. (Den Weltrekord hält seit 2001 der Australier Archie Thompson, dem beim 31:0 gegen Amerikanisch-Samoa 13 Tore gelangen.).

Im Ersten Weltkrieg diente Fuchs als Artillerieoffizier und wurde vier Mal verwundet. Nach Kriegsende spielte er noch einmal für kurze Zeit beim Karlsruher FV und beendete dann seine Karriere. Sein Bruder war der Architekt und Komponist Richard Fuchs.

Da Fuchs jüdischer Herkunft war, musste er 1937 über die Schweiz zunächst nach Frankreich und 1940 schließlich nach Kanada emigrieren, wo er — nunmehr unter dem Namen Godfrey Fochs 1972 in Montreal an einem Herzinfarkt starb. Wegen der Nürnberger Rassengesetze wurde sein Name aus vielen deutschen Fußballstatistiken gelöscht.


Lesen Sie bitte folgende Dokumente:


Die drei "Nürnberger Gesetze" vom 15.September 1935 - Nach dem "Reichsbürgergesetz" sind die Deutschen jüdischer Herkunft nur noch Bürger zweiter Klasse

Koblenzer Nationalblatt vom 18.Sept. 1935 (Die Judenliste von Koblenz)


 


Lesen Sie bitte folgende Dokumente:

Zeitungsbericht über den Tod Rolf Bernds in Michigan/USA incl. Übersetzung

Koblenzer Nationalblatt vom 14. November 1938 nach der "Reichspogromnacht"


Runderlass des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung vom 15. November 1938
betreffend den Schulunterricht an Juden


Nach der ruchlosen Mordtat von Paris kann es keinem deutschen Lehrer und keiner deutschen Lehrerin mehr zugemutet werden, an jüdische Schulkinder Unterricht zu erteilen. Auch versteht es sich von selbst, dass es für deutsche Schüler und Schülerinnen unerträglich ist, mit Juden in einem Klassenraum zu sitzen. Die Rassentrennung im Schulwesen ist zwar in den letzten Jahren im Allgemeinen bereits durchgeführt, doch ist ein Restbestand jüdischer Schüler auf deutschen Schulen übrig geblieben, dem der gemeinsame Schulbesuch mit deutschen Jungen und Mädels nunmehr nicht weiter gestattet werden kann. Vorbehaltlich weiterer gesetzlicher Regelungen ordne ich daher mit sofortiger Wirkung an:

1. Juden ist der besuch deutscher Schulen nicht gestattet. Sie dürfen nur jüdische Schulen besuchen. Soweit es noch nicht geschehen sein sollte, sind alle zurzeit eine deutsche Schule besuchenden jüdischen Schüler und Schülerinnen sofort zu entlassen.

2. Wer jüdisch ist, bestimmt § 5 der Ersten Verordnung vom 14. November 1935 zum Reichsbürgergesetz (RGB1. I S. 1333).

3. Diese Regelung erstreckt sich auf alle mir unterstellten Schulen einschließlich der Pflichtschulen.

(zit. nach: Deutsche Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung. Amtsblatt des Reichs- und Preußischen Ministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung und der Unterrichtsverwaltungen der anderen Länder 1938, S. 520 f.)

 

Dokument:

Das Hetzblatt "Der Stürmer" nach den Novemberpogromen 1938

 

 

 

 


 

Brief der Tante Gertrud Poeschmann aus Koblenz vom 11. April 1946 an Beate Bernd/Russell:

Euer lieber Vater war ein Optimist. Er glaubte nicht, dass man ihn überhaupt hier fortholte. Er erduldete alle Schmach, welche man ihm antat mit stoischer Ruhe. Er hatte nachher nur noch (eine) Judenpraxis. Die Juden hatten aber kein Geld mehr, so dass er so gut wie nichts mehr verdienen konnte. Man setzte ihm einen Hauptnazi-Menschen in seine Wohnung, die Eltern mussten sich mit der Praxiswohnung begnügen. Sie schliefen im dunklen Durchgangszimmer, lebten im Sprechstundenzimmer, und es blieb nur noch allein das Behandlungszimmer übrig. Die Küche war oben auf dem 3. Stock bei Frau Thiele, doch kochte Eure Mutter meistens unten im Sprechzimmer auf einem Gasöfchen.

Alles holte man ihnen nach und nach ab und Ende 1942 kam Vater ganz traurig und sagte: ,,Jetzt muss ich auch noch mein Haus verkaufen!“
Ein Herr vom Hofel und Zahnarzt Bielefeld waren die Käufer, beides Nazis (Hofel Schlaraffenbruder!!!...). Ganz kurz nach dem Hausverkauf kam denn auch schon der Bescheid, dass die Eltern nun auch fort müssten. (Fast alle Juden waren schon weg, nur Treidel [gemeint ist der Rechtsanwalt Dr. Isidor Treidel, Erg. d. Verf.] als letzter war geblieben. Er kam dann mit seiner Frau nach Theresienstadt und ist zuletzt auch nach Auschwitz zum Vergasen geschafft worden.).

Die Eltern hatten zwei Tage Zeit zu richten, was sie mitnehmen durften. (Dies war gerade so viel, wie sie selbst tragen konnten!) Ich blieb bei ihnen und half. Es war schmählich, wie gemein sich die Gestapo betrug. Man nahm ihnen alles ab, was gute Menschen ihnen noch mit auf den Weg geben wollten. Auch durften sie keinen Pfennig Geld mitnehmen. Nachts sollten sie dann noch im Gefängnis schlafen, doch erwirkten wir, dass sie die letzte Nacht bei uns im Elternhaus verbringen durften. Ihr könnt Euch denken, dass wir alles getan haben, um es ihnen noch einmal recht schön zu machen!

Früh um 4 Uhr am 28. Februar 1943 brachten Eberhard und ich die Ärmsten zum Bahnhof. Der Abschied war sehr hart. Die Eltern sagten beide, sie wollten wegen Euch aushalten, so lange es gehe. Doch wenn sie getrennt werden sollten, oder (der) Vater sehen würde, dass es für Eure Mutter zu schlimm würde, so habe er etwas im Rockfutter eingenäht, und dann wollten sie eben Schluss machen. Der liebe Gott wird sie vor dem Allerschlimmsten hoffentlich bewahrt haben!

Von der Reise schrieb Vater aus Dortmund eine Karte, dass alles bis hier noch gut gegangen sei. Vom 3. März kam dann eine Karte aus Auschwitz. Darauf stand nur: ,,unsere Adresse ist Lager Auschwitz, Gruß Hugo, Senta“. Das war das letzte Lebenszeichen. Seitdem hörte ich nichts mehr von ihnen. Ich schrieb sofort nach Auschwitz. Dann nach Berlin an die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland, welche die Vermittlung übernommen hatte. Ich schickte Eure Briefe und auch Päckchen, alles kam zurück mit dem Vermerk: ,,unbekannt“. Auch in anderen Lagern suchte ich, in Buchenwald etc., überall: ,,unbekannt“

 

Dokument:

Die 13. Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 1. Juli 1943 HIER lesen

 

Kurzbiografie von Beate Bernd, verh. Russell

- aufgeschrieben von ihrer Tochter Cathy am 21. November 2013

Meine Mutter Beate Ricarda BERND, geboren am 26. April 1915 in Koblenz, Deutschland. Sie war die einzige Tochter von Dr. Hugo und Senta Bernd. Die Privatanschrift der Familie war Kaiser-Wilhelm-Ring 39, heute: Friedrich-Ebert-Ring 39.

Ihr Vater Dr. Hugo Bernd war Hals-Nasen-Ohren-Arzt.

Beate erfreute sich eines angenehmen Lebens und wuchs in einem behaglichen Zuhause mit ihrem älteren Bruder Rolf und ihrem jüngeren Bruder Hans (John) auf. Sie war eine gute Schülerin und beendete ihre Schulausbildung in der Schweiz.

Meine Mutter war sportlich sehr aktiv, eine begnadete Turnerin und gut genug, um an den Olympischen Spielen des Jahres 1936 teilzunehmen. Leider waren die Zeiten hierfür nicht reif.

Beate betrieb Freiluftsport, schätzte Tanzen, Schwimmen, Musik und Theater, besonderes Ballett, genauso wie das Wandern in den reizvollen Wäldern nahe dem Rhein. Die Tatsache, dass Koblenz von Burgen und Schlössern umgeben war, war immer etwas, worüber sie nach der Erinnerung ihrer Familie sprach. Sie entsann sich an vorüber fliegende Zeppeline. Nach Abschluss der Schule und während der Wartezeit zur Universität arbeitete sie in Berlin als Stenotypistin und nahm am Großstadtleben teil.

Im Jahre 1939, kurz vor Ausbruch des 2. Weltkriegs, musste meine Mutter ihre Eltern verlassen und reiste per Bahn nach England. Ihr Onkel Michael war bereits in London und schaffte es, ihre Überfahrt sicherzustellen. Nach ihrer Ankunft lebte sie in verschiedenen Gegenden Süd- bzw. Südwestenglands. Sie erinnerte sich, während einiger Bombenangriffe in London gewesen zu sein, schaffte es aber, unversehrt zu bleiben.

Meine Mutter hielt den Kontakt mit ihrem Onkel aufrecht. Sie fand heraus, dass ihr jüngerer Bruder Hans ebenfalls in England angekommen war und bei einer Quäker-Familie in Dorking (Grafschaft Surrey) lebte.

Zum Weihnachtsfest 1940 logierte Beate in Cotmandene, Dorking und erlebte das Fest dort mit ihrem Bruder. Sie erhielt einen Arbeitsplatz als befristete Angestellte der ,,Southem Railway“ die eine Büroniederlassung in Dorking unterhielt. Die Arbeitsstelle war nah bei ihrem Bruder, der nunmehr in einer Nachbarstadt die Schule besuchte und erlaubte es ihr, einen bescheidenen Lebensstandard aufrechtzuerhalten.

Währenddessen wurden viele Soldaten in dieser Gegend stationiert. So lernte sie 1944 den Soldaten John Russel, einen Londoner, kennen, der ihr Ehemann wurde. Sie heirateten am 21. November 1945 in der Kirche von Mickleham. Obwohl meine Mutter nicht gelernt hatte zu kochen, wusste sie gleichwohl den Haushalt zu führen. Sie brachte sich Kochen und Englisch bei, indem sie Radio hörte. Hilfeich war hierbei ,,Zuhören mit Mutter“ ein täglich wechselndes Radioprogramm, welches Kinderlieder mit einschloss, an denen wir uns alle erfreuten. Wir lebten in der 19A West Street in Dorking in einer sehr kleinen Wohnung, bis die Familie 1955 eine neue Wohnung in einem Vorort von Dorking bezog.

Da die Familie im Übrigen über die ganze Welt verstreut war, hatten wir Verwandte in Kanada und Amerika, so dass wir insbesondere zu Weihnachten großartige Pakete mit Fruchtkonserven und wunderbaren Leckereien erhielten. Auch als sich das Leben in der Nachkriegszeit stabilisierte, hielt meine Mutter Kontakt mit so vielen Familienmitgliedern wie sie konnte und wir bekamen Briefe und Pakete aus aller Welt, aus Neuseeland, Amerika, Kanada, Kuba und Europa, weil wir Familie in der Schweiz, Frankreich und Koblenz hatten, wo es meine Tante Gertrud, die Schwester meines Vaters, es geschafft hatte, zu überleben. Beate hielt Briefkontakt mittels ihrer alten geliebten Schreibmaschine. Nachts konnten wir sie tippen hören.

Meine Mutter litt während eines Großteils ihres Erwachsenlebens an chronischem Asthma. Sie beklagte sich aber nie und blieb ihrer Familie mit ihrer positiven Einstellung stets eine Stütze bei allen Belangen.

Als ihre Tochter Colette sich entschied, mit ihrem jung verheirateten Ehemann nach Australien auszuwandern, eröffnete dies meiner Mutter und ihrem Mann John die Möglichkeit zu reisen. So besuchte sie 1979 Perth in Westaustralien. Hierdurch verbesserte sich ihre Gesundheit dramatisch, da das Klima ihrem gesundheitlichen Befinden entgegenkam. Meine Mutter war uns vier Kindern eine wunderbare, liebevolle Mutter. Sie starb am 23. August 1981 im Alter von 66 Jahren in Cheltenham, während sie ihren geliebten Bruder John und seine Familie besuchte.

Ihre vier Kinder haben ihrerseits 14 Kinder. Dieser Enkelschar wäre sie eine großartige Großmutter gewesen, wie sie für uns eine großartige Mutter war.

 

Das Leben von Dr. John Rayner Burne (Hans Reiner Bernd) 1929 - 2004

- aufgeschrieben von seinem Sohn Simon Bume am 16. Dezember 2013

Mein Vater Hans Reiner Bernd wurde am 3. April 1929 in eine respektierte jüdische Familie in Koblenz, Deutschland hineingeboren. Sein Vater und mein Großvater Dr. Hugo Bernd war ein bekannter Hals-Nasen-Ohren-Facharzt und seine Mutter, meine Großmutter Senta Bernd (geb. Fuchs), stammte aus einer bekannten Holzhändlerfamilie aus Karlsruhe. Mein Vater hatte zwei ältere Geschwister - Rolf (geboren 1913) und Beate (geboren 1915). Aufgrund des großen Altersunterschieds zwischen den Geschwistern waren diese oft nicht anwesend und er wurde fast wie ein Einzelkind aufgezogen.

Die Bernd-Familie war gut in die deutsche Gesellschaft integriert. Meinem Großvater Hugo war das Eiserne Kreuz I. Klasse (EK I) für seinen Militärdienst im Ersten Weltkrieg verliehen worden; er trug stets das Ordensband. Die Bernds befolgten keine jüdischen Traditionen und hatten Weihnachtsbäume im Haus. Die Familie beschäftigte ein Dienstmädchen, das Hans zur Christus-Kirche (direkt gegenüber der Familienwohnung am Kaiser-Wilhelm-Ring) mitnahm; dort wurde mein Vater wahrscheinlich auch getauft.

Als Hitler im Jahre 1933 an die Macht kam, änderten sich die Verhältnisse buchstäblich über Nacht. Sehr bald wurde meinem Großvater nur noch erlaubt, jüdische Patienten zu untersuchen und er konnte nicht mehr in Krankenhäusern praktizieren. Zweimal wurde er wegen seiner jüdischen Herkunft verhaftet und musste bezahlen, um freigelassen zu werden. Als mein Vater zur Schule ging, wurde er von seinem Mitschülern und Lehrern schwer drangsaliert. Er wechselte die Schule mehrmals und wurde daran gehindert, die Schule zu besuchen. Das Geld wurde knapp und die Familie sah sich gezwungen, in einem kleinen Teil des Hauses zu wohnen. Rolf und Beate verließen alsbald Deutschland.

Am 17. Mai 1939 brachten meine Großeltern meinen Vater zum Bahnhof und schickten ihm mit dem Kindertransport nach England, wo bereits mit einer Quäkerfamilie namens Harvey verabredet war; sie sollte sich um ihn kümmern. Die Zugreise war unerträglich, da die Gestapo bis zur holländischen Grenze mit den Kindern im Zug blieb. Der Zug brachte sie nach Hock van Holland und dann überquerten sie mit einer Fähre die Nordsee nach Harwich/England. Dann endlich nahmen sie einen weiteren Zug nach London. Dort nahm Mrs. Harvey meinen Vater in Empfang.

Obwohl die Harveys sehr freundlich waren, war es eine sehr schlimme Zeit für meinen Vater. 1940 erfuhr er, dass sich Rolf in Amerika umgebracht hatte. Als 1943 die gelegentliche Korrespondenz mit seinen Eltern über das Deutsche Rote Kreuz aufhörte, wusste er, was das zu bedeuten hatte. Er fand später heraus, dass sie nach Auschwitz deportiert und dort umgebracht worden waren. Währenddessen wurde er in seiner englischen Schule dafür schikaniert, Deutscher zu sein. Es gab ein wenig Trost, da er gelegentlich in der Lage war, Beate und einige andere Verwandte, die ebenfalls geflüchtet waren und in der Gegend lebten, sehen konnte.

Mit zunehmendem Alter verbesserte sich die Situation für meinen Vater. Er schloss die Schule ab und besuchte die Universität, um Englisch und Spanisch zu studieren. Seine Ausbildung schloss er mit einem Doktortitel in Französisch ab. Während dieser Zeit nahm er die britische Staatsbürgerschaft an und änderte seinen Namen in John Rayner Burne. Er wurde zudem ein engagierter Christ.

Nach der Universität leistete er seinen Wehrdienst in der Royal Air Force ab und begann daraufhin seine langjährige Lehrerlaufbahn. Zuerst zog er nach Barbados (Westindische Inseln), wo er für drei Jahre unterrichtete, dann ging er nach Sierra Leone (West Afrika), wo er in Kallahun eine Schule erbaute, deren erster Schulleiter er wurde. Gleichzeitig betätigte er sich als Missionar. Zu dieser Zeit lernte er eine naturwissenschaftlich ausgerichtete Lehrerin namens Dena Atkins kennen und sie verlobten sich. 1963 heirateten sie während eines Heimatbesuchs in England.

Ihr erster Sohn Jonathan wurde 1964 während eines Heimaturlaubs in England geboren und sie kehrten für ein weiteres Jahr nach Sierra Leone zurück, bevor sie 1965 wohlbehalten nach England heimkehrten. Dort begann mein Vater in Bristol mit dem Unterrichten. 1967 wurde ich als zweiter Sohn geboren.

Im folgenden Jahr zog die Familie nach Cheltenham. An der dortigen pädagogischen Hochschule hielt mein Vater Vorlesungen, bis er 1985 in Rente ging.

Mein Vater führte ein aktives Rentnerleben - er unterrichtete Französisch im Wege der Erwachsenenbildung, unternahm Reisen, war ein aktives Kirchenmitglied und unterstützte seine heranwachsenden beiden Söhne.

Sohn Jonathan besuchte erst das Konservatorium und dann die Universität, um dort Französisch und Deutsch zu studieren. Er wurde auch Christ, fühlte sich aber mehr mit seinen jüdischen Wurzeln verbunden, so dass er sich mit dem messianischen Judaismus (hierzu gehören Gläubige mit jüdischer Abstammung, die an Jesus glauben) befasste. Dies machte John neugierig und auch er fühlte sich mehr seiner jüdischen Identität verbunden und der Art und Weise, wie sich diese zum Christentum verhält. Jonathan heiratete Cindy Rudolph, ebenfalls eine messianische Jüdin. Nach einigen Zwischenstationen leben die beiden in Boston, USA.

Ich selbst studierte Elektrotechnik und war dann im Europäischen Patentbüro in Den Haag, den Niederlanden, beschäftigt. Ich heiratete Sandra Morris, ebenfalls eine Jüdin. Wir haben zwei Kinder Hannah und Jeremy. Mein Vater war von seinen Enkelkindern sehr begeistert und als „Opi“ bekannt. Er besuchte uns häufig in Holland. Mit meiner Familie lebe ich inzwischen in Cheltenham. Wir sind Mitglieder der Gloucestershire Liberalen Jüdischen Gemeinde.

2004 unternahm Vater einige ungewöhnliche Reisen. Nachdem er herausgefunden hatte, dass eine kleine historische Eisenbahn eine Lokomotive aus Sierra Leone unterhielt, reiste er zusammen mit meiner Mutter und einem Ex-Kollegen mit diesem Zug. Außerdem reiste er auf Einladung der Christlich-jüdischen Gesellschaft für Brüderlichkeit Koblenz zusammen mit meiner Mutter nach vielen Jahren wieder nach Deutschland. Er war auf ,,Heimatbesuch“ mit anderen ehemaligen jüdischen Koblenzern in seiner Geburtsstadt. Als er nach Hause zurückkehrte, erklärte er, er fühle sich wieder als Koblenzer. Außerdem reiste mein Vater zur Familie in die Niederlande und die USA. Dann wurde er aber krank und starb am 22. Oktober 2004.

Dokument:

Bericht in der Rhein-Zeitung vom 8. Juni 1962 über die Arbeit von Dr. John Burne in Sierra Leone

HIER die Liste der 5. Deportation vom 28. Februar 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau - die Eltern von Rolf, Beate und Hans Bernd, die Eheleute Hugo und Senta Bernd, sind dort als „laufende Nummern“ 1 und 2 aufgeführt - einsehen.

 

 

   
Für Familie Hugo Bernd wurden an ihrem letzten Wohnsitz Stolpersteine in Koblenz, Friedrich-Ebert-Ring 39 verlegt