Die Gestapozentrale
Das Gebäude der Gestapo befand sich ganz in der Nähe von Karmelitergefängnis und Landgericht. Steht man vor dem Eingang des Landgerichts an der Karmeliterstraße und blickt in Richtung Rhein, sieht man schräg rechts eine kleine Straße. Sie heißt heute noch wie sie damals hieß: „Im Vogelsang“. Sie war und ist auch heute nur ca. 100 Meter lang und mündet(e) dann in die Regierungsstraße (das ist die Straße, die heute hinter dem Bundesbehördenhaus entlangführt). Das Gebäude der Gestapo befand sich auf der rechten Seite, an der Ecke Im Vogelsang/Regierungsstraße. Heute befindet sich an dieser Stelle eine Wohnbebauung mit Grünfläche; es ist ein versteckter Winkel der Stadt, der vom Publikum nur wenig begangen wird.
Die Zentralbehörde war das Geheime Staatspolizeiamt in Berlin. Ihr nachgeordnet waren regionale und lokale Behörden, die Staatspolizeileitstellen und die Staatspolizeistellen (andere Behörden hatten mit diesen überdies eng zusammen zu arbeiten).
Die regionale Gestapostelle hatte ihren Sitz in Koblenz. Sie – die Staatspolizei(leit)stelle für den Regierungsbezirk Koblenz (so der offizielle Name der Gestapo Koblenz) - hatte das Gebäude „Im Vogelsang“ erst 1935 bezogen. Zuvor war es von der Reichsbank, Außenstelle Koblenz, genutzt und nach deren Umzug in den Neubau in der Neustadt für die Gestapo frei gemacht worden. Für die Zwecke der Gestapo nahm man noch einige bauliche Veränderungen vor. U.a. legte man von dem Gebäude der (Bezirks-)Regierung Koblenz (heute: Bundesbehördenhaus) unter der Regierungsstraße einen Tunnel an, um unterirdisch vom damaligen Regierungsgebäude zur Gestapo gelangen zu können.
Damals war die Gestapozentrale „Im Vogelsang“ das Zentrum der Verfolgung in Koblenz. Hier wickelte die Gestapo ihre ganze Verwaltungstätigkeit ab und verhörte ihre Opfer. Zu den Verhören wurden die Menschen aus dem Stadtgefängnis („Karmelitergefängnis“) vorgeführt oder auch unmittelbar zum Verhör zur Gestapo gebracht. Die Verhöre fanden auch in den Kellerräumen des Gebäudes statt. Die ehemaligen Tresorräume der Reichsbank waren für die Zwecke der Gestapo sehr gut geeignet, verfügten sie doch über einen besonderen Schallschutz und Sicherheitsvorkehrungen und waren sie abgeschieden.
Der bekannteste „Schutzhäftling“ im Keller des Gestapogebäudes war neben P. Josef Kentenich der evangelische Pfarrer Paul Schneider. Nach seiner dritten Verhaftung am 31. Mai 1937 bringt man ihn ins Gestapo-Gefängnis nach Koblenz. Fast zwei Monate später wurde er aus der Haft entlassen und aus dem Rheinland ausgewiesen.
Überhaupt war die Staatspolizei(leit)stelle zuständig für die Verhängung von „Schutzhaft“. Sie durfte sie zwar nicht selbst anordnen, beantragte sie aber bei der Zentralstelle, dem Geheimen Staatspolizeiamt in Berlin. Später organisierte die Staatspolizei(leit)stelle in Koblenz die insgesamt sechs Deportationen von Juden aus Koblenz und Umgebung „in den Osten“. Auch war sie beispielsweise für die Ermordung von Zwangsarbeitern zuständig, die angeblich oder tatsächlich sexuellen Kontakt mit einer Deutschen hatten. Dazu hatte die Gestapo einen fahrbaren Galgen, mit dem sie in der Umgebung von Koblenz vor allem Polen hinrichtete.
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