Erinnerung an den Widerstand gegen Hitler
Nach dem sehr erfolgreichen Start der Veranstaltungsreihe über NS-Opfer im rechtsrheinischen Koblenz wurde sie am 1. April 2019 in der Versöhnungskirche in Koblenz-Arenberg fortgesetzt. Im Mittelpunkt der Ausstellung, die die evangelische Kirchengemeinde Koblenz-Pfaffendorf in Kooperation mit unserem Förderverein präsentierte, standen Menschen aus dem heutigen nördlichen Rheinland-Pfalz, die im Zusammenhang mit dem Attentats- und Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 Widerstand leisteten bzw. deswegen verfolgt wurden. Anknüpfungspunkt dafür war wieder ein zeitlicher und ein räumlicher. Erinnert wurde damit an den "großen" Widerstand vom 20. Juli 1944, also vor nunmehr fast 75 Jahren und an Widerständler und NS-Opfer aus Koblenz und Umgebung: An den später in Kreuzberg an der Ahr lebenden Philipp Freiherr von Boeselager und seinen Bruder Georg, den in St. Goar geborenen und aufgewachsenen Adolf Friedrich Graf von Schack, an die von der Gestapo in "Sippenhaft" genommene Ehefrau des Artilleriegenerals Fritz Lindemann Lina Lindemann und ihre Tochter Marie-Luise, die bei ihrer Schwester Ilse-Margot Prinzessin von Hohenzollern, der Ehefrau von Prinz Albrecht von Hohenzollern-Sigmaringen, auf Burg Namedy bei Andernach verhaftet wurden.
Gezeigt wurden auch die Lebensbilder des obersten Heeresrichters Karl Sack aus (Bad Kreuznach-)Bosenheim, des ehemaligen Oberpräsidenten der Rheinprovinz Hermann Freiherr von Lüninck und der Koblenzer Sozialdemokratin Maria Detzel. Diese Biografien ergänzten Porträts von Widerständlern aus der hiesigen Region, die zu bekannten Widerstandskreisen gehörten. Damit wurde erinnert an den in Arenberg geborenen und aufgewachsenen Armeeoberpfarrer und Widerständler im Solf-Kreis Professor Dr. Friedrich Erxleben, an die in Boppard geborene Maria Terwiel, die Mitglied der sog. Roten Kapelle war, und an den in Bad Ems geborenen Sozialisten, Reformpädagogen Prof. Adolf Reichwein, der zum Kreisauer Kreis gehörte.
Lesen Sie hier den Artikel unseres stellvertretenden Vorsitzenden Joachim Hennig im "Schängel" Nr. 13 vom 27. März 2019
Menschen - Nachbarn - Schicksale (2)
Die Veranstaltungsreihe über NS-Opfer im rechtsrheinischen Koblenz wurde am 1. April 2019 an einem weiteren Standort mit einer zweiten Ausstellung fortgesetzt. Sie begann mit einer Station am Dorfplatz in Immendorf. Dort erinnerte die Vorsitzende von "Schönes Immendorf" Elfriede Böhm an die ehemaligen Nachbarn jüdischer Herkunft, Auch sie wurden Opfer des Rassenhasses der Nazis. Wer von ihnen nicht rechtzeitig ins sichere Ausland fliehen konnte, wurde "nach dem Osten" deportiert und in Vernichtungslagern ermordet oder kam auf andere Weise ums Leben. Anschließend eröffnete Pfarrerin Gabriele Wölk in der Arenberger Versöhnungskirche die Ausstellung über NS-Opfer. Im Mittelpumkt der Ausstellung, die von der evangelischen Kirchengemeinde Koblenz-Pfaffendorf in Kooperation mit unserem Förderverein präsentiert wurde, standen Menschen aus dem heutigen nördlichen Rheinland-Pfalz, die im Zusammenhang mit dem Attentats- und Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 Widerstand leisteten bzw. deswegen verfolgt wurden.
Zur Ausstellungseröffnung wurde der einstündige Dokumentarfilm unseres Fördervereins über den in Koblenz-Arenberg geborenen und aufgewachsenen Priester, Musiker, Gelehrten, Weltbürger und Widerständler Friedrich Erxleben gezeigt: "'Mut Leidensbereitschaft, Heiterkeit - das war sein Vermächtnis'- Der Koblenzer Armeeoberpfarrer und Widerständler Prof. Dr. Friedrich Erxleben (1883-1955)" gezeigt. Dazu gab unser stellvertretender Vorsitzender Joachim Hennig eine Einführung. Wie unvergessen Friedrich Erxleben in seinem damaligen unmittelbaren Umfeld auch heute 64 Jahre nach seinem Tod noch ist, zeigten die Anwesenheit und die Gespräche zahlreicher Zeitzeugen, die aus Arenberg. Metternich, Güls und Müden gekommen waren.
HIER können Sie sich einen Bericht des Lokal-TV-Senders RLP-TV zur Veranstaltung ansehen
Abschließend eine kleine Bilderstrecke von der Veranstaltung (Fotos: Ralf Schulze)
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Der "große" Widerstand gegen den Nationalsozialismus in unserer Region.
Inzwischen ist der zweite Teil der Veranstaltungsreihe "Menschen - Nachbarn - Schicksale. NS-Opfer im rechtsrheinishcen Koblenz - verfemt, verfolgt, vergessen?" abgeschlossen. Die Ausstellung über NS-Opfer aus Koblenz und Umgebung in der Versöhnungskirche in Koblenz-Arenberg wurde diesmal mit dem Fokus auf dem "großen" Widerstand gezeigt. Zu sehen waren insbesondere die Lebensbilder von Friedrich Erxleben, Adolf Reichwein und Maria Terwiel. Der in Koblenz-Arenberg geborene Armeeoberpfarrer, Religionsphilosoph, Oratoriensänger, Violinvirtuose, Professor für alte Sprachen, Experte für asiatische Kunst und Weltbürger Erxleben war ein führende Mitglied im Solf-Kreis, einer bürgerlichen Widerstandsgruppe. Der Sozialist und Reformpädagoge Adolf Reichwein stammte aus dem benachbarten Bad Ems. Er schloss sich dem Freundeskreis um Helmuth James Graf von Moltke und Peter Yorck Graf von Wartenburg an. Diese Widerstandsgruppe kam in konspirativen Treffen und in drei großen Tagungen in Kreisau in Schlesien zusammen; daher auch der Name für sie: Kreisauer Kreis. Die in Boppard am Rhein geborene Maria Terwiel engagierte sich zusammen mit ihrem Lebensgefährten Helmut Himpel in der von der Gestapo so genannten Roten Kapelle. Maria Terwiel sorgte insbesondere durch die illegale Verbreitung der Predigten des Münsteraner Bischofs von Galen gegen die NS-Krankenmorde, die sog. "Euthanasie". Maria Terwiel und Adolf Reichwein wurden für ihren Widerstand gegen die Verbrechen desr Nationalsozialismus zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Aus Anlass der Ausstellung berichtete unser stellvertretender Vorsitzender Joachim Hennig über die in Boppard geborene Maria Terwiel.
Lesen Sie HIER den Artikel im "Schängel" Nr. 15 vom 10. April 2019.