Eine sehr gelungene Auftaktveranstaltung zu: Menschen - Nachbarn - Schicksale.
Am Montag, dem 11. März 2019, startete die von der evangelischen Kirchengemeinde Koblenz-Pfaffendorf in Kooperation mit unserem Fördervertein präsentierte Veranstaltungsreihe "Menschen - Nachbarn - Schicksale: NS-Opfer im rechtsrheinischen Koblenz - verfemt, verfolgt, vergessen?" Sie begann mit einer Statio in der Ravensteynstraße 10, an dem für die damalige Bewohnerin des Hauses Mathilde Morgenthau verlegten Stolperstein. Offiziell eröffnet wurde die Veranstaltungsreihe und die Ausstellung in der evangelischen Kirche in Koblenz-Pfaffendorf von Pfarrer Peter Stursberg und mit einem Vortrag unseres stellvertretenden Vorsitzenden Joachim Hennig. Hennig referierte über die Jahrhunderte lange Verfolgungsgeschichte der deutschen Zigeuner, der Sinti. Am Schichsal des späteren Koblenzer Ausnahmemusikers Daweli Reinhardt schilderte er insbesondere die Geschichte in der NS-Zeit, die mit dem Völkermord an den "Zigeunern" Europas, dem Porajmos. An diesem Tiefpunkt der Geschichte für die Sinti blieb Hennig aber nicht stehen. Eindrucksvoll zeigte er, wie Daweli Reinhardt nach der Befreiung sein Schicksal in die Hand nahm, eine Familie mit zehn Kindern gründete und Mitbegründer des Schnuckenack-Reinhardt-Quintetts in den 1960er Jahren war. Hervorragend ergänzt wurde der Vortrag von zwei Enkeln Dawelis. Taylor Paucken und Jermaine Reinhardt zeigten mit ihrer Musik virtuos, was sie von ihrem Großvater gelernt haben und wie sie die Musik deutscher Sinti inzwischen interpretieren und weiter entwickeln. Man darf auf die weiteren Veranstaltungen dieser Reihe sehr gespannt sein, die in anderen Kirchen und kirchlichen Einrichtungen des rechtsrheinischen Koblenz mit anderen Veranstaltungen und Schwerpunkten in den nächsten Monaten fortgesetzt wird.
Nachfolgend eine Fotostrecke von der Veranstaltung (Fotos: Ralf Schulze)
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Zu dieser gelungenen Auftaktveranstaltung für die Reihe "Menschen - Nachbarn - Schicksale:
NS-Opfer im rechtsrheinischen Koblenz - verfemt, verfolgt, vergessen?" und zu der Schängel-Serie unseres stellvertretenden Vorsitzenden Joachim Hennig "Erinnerung an NS-Opfer" hat der "Schängel" noch einen Leserbrief veröffentlicht, den Sie HIER lesen können.
Evangelische Christen unter dem (Haken-)Kreuz.
Im Beiprogramm zur Ausstellung in der Pfaffendorfer Kirche "Menschen - Nachbarn - Schicksale" ging es um die Rolle der evangelischen Christen und die der evangelischen Amtskirchen während der NS-Zeit. Wiederum stand - getreu der Intention der Veranstaltungsreihe, anhand von Biografien vor Ort Aspekte jener verbrecherischen Jahre aufzuzeigen - eine Lebensgeschichte im Mittelpunkt. Dazu porträtierte der ehemalige evangelische Pfarrer Ulf Rademacher, der vor einigen Jahren Pfarrer in Pfaffendorf war, einen seiner Vorgänger im Amt. Dieser war kein NS-Opfer oder resistenter Geistlicher, sondern vielmehr ein fanatischer Hitler-Anhänger: Pfarrer Heinrich Weinmann, der von 1932 bis 1945 Pfarrer in der Gemeinde von Koblenz-Pfaffendorf war. Ganz bewusst beschäftigte man sich mit diesem NS-Täter im Talar. Der evangelischen Kirchengemeinde ging es - wie ihr derzeitiger Pfarrer Peter Stursberg erklärte - darum, auch die Geschichte der eigenen Pfarrgemeinde ein Stück weit aufzuarbeiten und Verantwortung dafür zu übernehmen. Denn die Täter und die vielen, viel zu
vielen Helfer Hitlers gehören auch zur Erinnerung an die NS-Zeit, an die damaligen Verirrungen und Verbrechen und sind eine Mahnung an uns Heutige, unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung zu wahren und zu verteidigen.
Lesen Sie HIER den Artikel unseres stellvertretenden Vorsitzenden Joachim Hennig zu dieser Veranstaltung in seiner Serie im "Schängel" Nr. 12 vom 20. März 2019.
Erinnerung an den Widerstand gegen Hitler
Nach dem sehr erfolgreichen Start der Veranstaltungsreihe über NS-Opfer im rechtsrheinischen Koblenz wurde sie am 1. April 2019 in der Versöhnungskirche in Koblenz-Arenberg fortgesetzt. Im Mittelpunkt der Ausstellung, die die evangelische Kirchengemeinde Koblenz-Pfaffendorf in Kooperation mit unserem Förderverein präsentierte, standen Menschen aus dem heutigen nördlichen Rheinland-Pfalz, die im Zusammenhang mit dem Attentats- und Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 Widerstand leisteten bzw. deswegen verfolgt wurden. Anknüpfungspunkt dafür war wieder ein zeitlicher und ein räumlicher. Erinnert wurde damit an den "großen" Widerstand vom 20. Juli 1944, also vor nunmehr fast 75 Jahren und an Widerständler und NS-Opfer aus Koblenz und Umgebung: An den später in Kreuzberg an der Ahr lebenden Philipp Freiherr von Boeselager und seinen Bruder Georg, den in St. Goar geborenen und aufgewachsenen Adolf Friedrich Graf von Schack, an die von der Gestapo in "Sippenhaft" genommene Ehefrau des Artilleriegenerals Fritz Lindemann Lina Lindemann und ihre Tochter Marie-Luise, die bei ihrer Schwester Ilse-Margot Prinzessin von Hohenzollern, der Ehefrau von Prinz Albrecht von Hohenzollern-Sigmaringen, auf Burg Namedy bei Andernach verhaftet wurden.
Gezeigt wurden auch die Lebensbilder des obersten Heeresrichters Karl Sack aus (Bad Kreuznach-)Bosenheim, des ehemaligen Oberpräsidenten der Rheinprovinz Hermann Freiherr von Lüninck und der Koblenzer Sozialdemokratin Maria Detzel. Diese Biografien ergänzten Porträts von Widerständlern aus der hiesigen Region, die zu bekannten Widerstandskreisen gehörten. Damit wurde erinnert an den in Arenberg geborenen und aufgewachsenen Armeeoberpfarrer und Widerständler im Solf-Kreis Professor Dr. Friedrich Erxleben, an die in Boppard geborene Maria Terwiel, die Mitglied der sog. Roten Kapelle war, und an den in Bad Ems geborenen Sozialisten, Reformpädagogen Prof. Adolf Reichwein, der zum Kreisauer Kreis gehörte.
Lesen Sie hier den Artikel unseres stellvertretenden Vorsitzenden Joachim Hennig im "Schängel" Nr. 13 vom 27. März 2019