Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

2. Themenbreich:
Zusammenstellung der„Opfer des Nationalsozialismus aus Koblenz und Umgebung“, die in dem Ausstellungsteil
„Es war eine Fahrt durch die Hölle“ (60 Jahre Befreiung des KZ Auschwitz) gezeigt werden
.

  • 01. Auguste Schneider (Zeugin Jehovas aus Bad Kreuznach
  • 02. Elisabeth Müller (Pfarrerstochter aus Winningen)
  • 03. Juristenfamilie Brasch (Jüdische Rechtsanwälte aus Mayen/Koblenz)
  • 04. Daweli Reinhardt (Sinto-Kind aus Koblenz)
  • 05. Hannelore Hermann (Jüdisches Mädchen aus Koblenz)
  • 06. Jakob van Hoddis (Hans Davidsohn, jüdischer Dichter, war in der Israelitischen Heil- und Pflegeanstalt Bendorf - Sayn)
  • 07. Familie Hugo Bernd (Jüdische Familie aus Koblenz)
  • 08. Eheleute Isidor und Erna Treidel (Jüdischer Rechtsanwalt und seine Frau aus Mayen/Koblenz)
  • 09. Heinz Kahn (Jüdischer junger Mann aus Trier, lebt seit Jahrzehnten in Polch)
  • 10. Addie Bernd (Jüdischer junger Mann aus Koblenz)
  • 11. Eva Salier, geb. Hellendag (Jüdisches Mädchen aus Koblenz-Horchheim )
  • 12. Familie Karl Reinhardt (Sinti-Familie aus Koblenz)
  • 13. Familie Hugo W. (Sinti-Familie vom Hunsrück)
  • 14. Lydia Gritzenko (Zwangsarbeiterin, lebte in Koblenz)
  • 15. Familie Isaak Hein (Jüdische Familie aus Cochem)
  • 16. Familie Arthur Salomon (Jüdischer Rechtsanwalt aus Koblenz)
  • 17. Georg Krämer (Jüdischer Staatsanwalt aus Koblenz)
  • 18. Geschwister Appel (drei jüdische Geschwister, zwei Brüder und eine Schwester, aus Koblenz)

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„Es war eine Fahrt durch die Hölle“ (60 Jahre Befreiung des KZ Auschwitz)
Kurze Einführung in die Ausstellung

„Es war eine Fahrt durch die Hölle“ überschreibt die Jüdin Eva Salier ihre Erinnerungen. Sie verbrachte ihre Kinder- und ersten Jugendjahre in Koblenz, wurde der Schule verwiesen, damit diese „judenrein“ war, floh nach Holland, lebte nach der deutschen Besetzung dort in Angst und Illegalität, wurde von Holland ins KZ Auschwitz verschleppt; während ihre zuvor deportierte Mutter und Großmutter umgebracht wurden, überlebte sie die „Hölle von Auschwitz“. Ihre Zeichnungen und Bilder halfen ihr, ihre Erlebnisse zu verarbeiten. Heute lebt sie – inzwischen Mutter, Großmutter und Witwe – über 80jährig in den USA.
Dieses Schicksal und das weiterer Opfer des Nationalsozialismus aus Koblenz und Umgebung war für Joachim Hennig, stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins Mahnmal Koblenz, Anlass, auf 16 Tafeln Einzelpersonen und Familien darzustellen, die aus Koblenz oder dessen Umgebung nach Auschwitz oder anderen Vernichtungslagern im Osten deportiert wurden. In dieser eigens aus Anlass des 60. Jahrestages der Befreiung des KZ Auschwitz von Hennig erarbeiteten Ausstellung werden außer Eva Salier fünfzehn weitere Opfer des Nationalsozialismus aus Koblenz und Umgebung porträtiert.
Es sind dies:
Heinz Kahn,
der als 20Jähriger Anfang 1943 ins KZ Auschwitz-Birkenau deportiert wurde und als einziger seiner jüdischen Familie überlebte. Er hat sich nicht nur selbst behauptet, sondern sogar aktiv Widerstand geleistet, erst in Auschwitz-Monowitz, später im KZ Buchenwald. Seit 1987 ist er Vorsitzender der jüdischen Kultusgemeinde in Koblenz.

Daweli Reinhardt,
kam als 10jähriger Sinto-Junge mit seiner Familie von Koblenz aus mit der 1. Deportation der Sinti ins KZ Auschwitz-Birkenau. Mit Geschick konnte er in drei KZ und auch noch den „Todesmarsch“ überleben. Nach dem Krieg war er Mitbegründer des Schnuckenack-Reinhardt-Quintetts. Daweli war und ist Mentor seiner fünf Musiker-Söhne.

Addie Bernd,
der einzige jüdische Mitbürger aus Koblenz, der Auschwitz überlebt hat und nach der Befreiung nach Koblenz zurückgekehrt ist.

Familie Hugo W.,
eine Sinti-Familie vom Hunsrück, deren Kinder mit der 2. Deportation der Sinti aus Koblenz im Jahre 1943 nach Auschwitz-Birkenau verschleppt wurden. Zuvor hatte man den Vater ins KZ Dachau verbracht und die Mutter ins KZ Auschwitz.

Jakob van Hoddis (Hans Davidsohn),
der berühmte expressionistische Dichter, der in der Heil- und Pflegeanstalt in Bendorf-Sayn Patient war. Er wurde über Koblenz in ein nicht näher bekanntes Vernichtungslager im Osten deportiert und dort ermordet.

Familie Isaak Hein,
eine jüdische Familie aus Cochem. Von fünf zurzeit der Verfolgung der Juden im Nationalsozialismus noch lebenden Kindern dieser Familie überlebte nur ein einziges. Es war Ludwig Hein. Er wurde mit seiner Frau und seiner Tochter Inge ins KZ Theresienstadt deportiert. Die drei haben überlebt. Die Tochter Inge ist heute unter uns. Es ist Frau Kahn, die Ehefrau von Herrn Heinz Kahn.

Elisabeth Müller,
die Tochter eines ehemaligen Pfarrers von Winningen. Sie wurde mit 67 Jahren ins KZ Ravensbrück verschleppt. Von da aus kam sie nach Auschwitz, wo sie am 27. Januar 1945 von der Roten Armee befreit wurde. Zwei Monate später starb sie entkräftet und verbraucht im Alter von 70 Jahren in Auschwitz.

Eheleute Isidor und Erna Treidel.
Beide waren Juden. Dr. Treidel war der letzte jüdische Rechtsanwalt in Koblenz. Er blieb mit seiner Frau hier, während sie ihre drei Kinder retten konnten. Die Eheleute Treidel wurden von Koblenz nach Theresienstadt deportiert, dann weiter nach Auschwitz und dort vergast.

Familie Hugo Bernd.
Dr. Hugo Bernd war lange Jahre HNO-Facharzt hier in Koblenz. Sein Vater Carl war übrigens Gründer des Möbelhauses Bernd in Koblenz, das heute mit den Bernds nur noch den Namen gemeinsam hat. Die Bernds wohnten am Kaiser-Wilhelm-Ring 39 (das ist das Haus Ecke Friedrich-Ebert-Ring/Hohenzollernstraße, neben der Handwerkskammer). Die Eheleute Hugo und Senta Bernd wurden von Koblenz aus nach Auschwitz-Birkenau deportiert und ermordet.

Auguste Schneider.
Sie war eine Zeugin Jehovas aus Bad Kreuznach. Wegen ihres Glaubens wurde sie mehrmals bestraft, bevor sie dann unmittelbar aus dem Gefängnis ins KZ Ravensbrück verschleppt wurde. Später kam sie nach Auschwitz und überlebte.

Hannelore Hermann.
Hannelore war ein jüdisches Kind, dem zusammen mit seinen Eltern nicht mehr die Flucht aus Deutschland gelang. Alle drei wurden mit der 1. Deportation von Juden aus Koblenz in den Distrikt Lublin im „Generalgouvernement“ verschleppt und in einem Vernichtungslager dort vergast.

Gebrüder Julius und Hermann Baruch.
Beide waren Ausnahmeathleten aus Bad Kreuznach, Europameister im Gewichtheben und im Ringen. Sie waren aber auch Juden. Deshalb wurden sie in KZs verschleppt und kamen um.

Lydia Gritzenko.
Sie war eine junge russische oder ukrainische Frau, die in Koblenz Zwangsarbeit leisten musste. Weil sie sich nicht in das Zwangsarbeiter-System der Nazis einpasste, wurde sie nach Auschwitz verschleppt. Über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt

Familie Karl Reinhardt. Die Reinhardts waren eine Sinti-Familie, die in der Feste Franz lebte. Obwohl der Vater Karl Soldat war und die beiden ältesten Söhne ebenfalls Soldat bzw. beim Reichsarbeitsdienst tätig waren, wurden die Eltern und neun Kinder – mit der 1. Deportation der Sinti aus Koblenz - ins „Zigeunerlager“ des KZ Auschwitz-Birkenau verschleppt. Durch Geschick und weil der Vater und ein Sohn Soldat wurden, überlebten die meisten dieser Familie. Aber etwa Karl Reinhardts Bruder, dessen Frau und zehn ihrer Kinder wurden in Auschwitz vergast.
Juristenfamilie Brasch.
Die Braschs waren eine jüdische Familie aus Koblenz. Der Vater war Rechtsanwalt. Seine beiden Söhne Ernst und Walter waren ebenfalls Juristen. Ernst, der ältere, wurde Verwaltungsjurist, Walter war mit seinem Vater zusammen in der Kanzlei. Die Braschs wurden schikaniert und deportiert. Der Vater starb noch eines natürlichen Todes in Koblenz. Sohn Ernst nahm sich vor der drohenden Deportation das Leben. Die Mutter wurde nach Riga deportiert und ermordet. Sohn Walter konnte mit seiner Frau und zwei Kindern zunächst nach Holland fliehen. Nach der Besetzung durch die Deutsche Wehrmacht wurden er, seine Frau und ihre beiden Kinder in Holland interniert und jedenfalls die Eltern nach Auschwitz deportiert und dort vergast.