3. Deportation am 15. Juni 1942
Die 3. Deportation von Juden aus Koblenz und Umgebung erfolgte aufgrund neuer "Richtlinien zur technischen Durchführung der Evakuierung von Juden nach dem Osten (Izbica bei Lublin)“ des Reichssicherheitshauptamts Berlin vom 4. Juni 1942
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Am 15. Juni 1942 fand die 3. Deportation von Juden vom Güterbahnhof Koblenz-Lützel statt. Die insgesamt 342 Deportierten waren fast ausschließlich Patienten und Pflegepersonal der Israelitischen Heil- und Pflegeanstalt Bendorf-Sayn.
Am Tag zuvor hatte die Deutsche Reichsbahn einen Zug eigens aus 15 Personen- und neun Güterwagen zusammengestellt und ihn auf dem ehemaligen Bahnhof Bendorf-Sayn bereitgestellt. Dort wurde er mit ungefähr 250 Patienten, die liegend transportiert wurden, sowie ca. 80 Krankenschwestern, Pflegern und Ärzten der Anstalt beladen
Bericht von Frau Rosa Rosenau:
„Das ‚Verladen’ – anders kann man es nicht nennen – ging heute früh um 7 Uhr vor sich. Gegen ½ 3 Uhr war dann endlich der Zug fahrbereit. Alles kam in Güterwagen, auch das Personal, für das ursprünglich ein Personenwagen vorgesehen war. 60, gar 68 Menschen in einem Wagen, der fest geschlossen und verplombt wurde!
Ich sah den Zug stehen, als ich morgens zur Post ging. Es schnitt mir ins Herz. Dass so etwas Furchtbares überhaupt geschehen kann, ist mir unfassbar. (…)
Abwanderung von ca. 250 Kranken und 100 Personen Personal der Anstalt. Es wurde alles mitgekommen an Kranken bis auf die 21 Menschen, die entweder in privilegierter Mischehe verheiratet sind oder ausländische Staatsangehörigkeit besitzen. Nur 21 Patienten und 15 Mann Personal bleiben zurück. Vorläufig!“
Bericht von Dr. Wilhelm Rosenau:
„Kranke und Personal der Anstalt wurden am 14. Juni 1942 mit dem dritten (größten) Abtransport von der Gestapo nach Polen gebracht. Von einigen Abtransportierten haben wir anfangs illegale Nachrichten erhalten, dass der Transport in der Gegend von Lublin angekommen sei.
Die Verladung der Patienten habe ich selbst erlebt. Zu 60 in einem Viehwagen wurden Schwerkranke und gesunde Angestellte verladen, der Zug stand noch nachmittags unter polizeilicher Bewachung plombiert in glühender Hitze auf dem Bahnhof Sayn.
Ich war etwas später als beratender Nervenarzt bei einem jüdischen Krankentransport in Düsseldorf. Dort hörte ich von der Jüdischen Gemeinde, dass der Transport durch Düsseldorf durchgekommen und mit Wasser versorgt worden sei. Der Kot sei aus den Wagen herausgelaufen. Zahlreiche Patienten sollen dort bereits tot gewesen sein.“
Am 15. Juni 1942 hielt dieser Sonderzug mit der Zugnummer Da 22 auf dem Güterbahnhof Koblenz-Lützel. Dort mussten einige weitere Juden aus Koblenz zusteigen.
Die von der Gestapo Koblenz für den Transport erstellte Liste nennt die Namen der insgesamt 342 Deportierten, ihr Geburtsdatum und ihren Geburtsort sowie ihre letzte Adresse vor der Deportation.
Auf seiner Fahrt „in den Osten“ nahm der Zug weitere Juden auf, so vor allem in Köln, Düsseldorf, Duisburg und Essen.
Am 19. Juni 1942 kam der Zug auf dem Bahnhof in Lublin im „Generalgouvernement“ an. Dort wurde er auf einem Nebengleis selektiert. Etwa 100 Männer im Alter zwischen 15 und 50 Jahren – sicherlich keine Patienten der Heil- und Pflegeanstalt Bendorf-Sayn – wurden als arbeitsfähig ausgesucht. Sie kamen zur Zwangsarbeit in das im Aufbau befindliche „Lager Majdanek“ in Lublin.
Mit den anderen Deportierten fuhr der Zug weiter in das Vernichtungslager Sobibor. Sie wurden noch am selben Tag mit Abgasen in den Gaskammern ermordet.
Hinweise zur unten abgebildeten Liste:
Das Schicksal der Literaturwissenschaftlerin Dr. Johanna (Hanna) Hellmann (Nr. 115 der Liste) ist auf dieser Homepage näher dargestellt unter:
Johanna (Hanna) Hellmann – Personentafel Nr. 120