Am 18. Juli 1932 kommt Alfons „Daweli“ Reinhardt in Wiesbaden auf die Welt. Er ist das fünfte Kind seiner Eltern Karl und Ottilie (geb. Steinbach). Sein Vater ist Musiker und Korbflechter. Seine Mutter handelt mit Kurzwaren. Die ganze Familie ist viel unterwegs.
Ende 1932 lassen sich die Reinhardts im Kernwerk der Feste Franz in (Koblenz-)Lützel nieder. Dort wohnen noch andere Sinti-Familien. Dawelis vier jüngere Geschwister werden hier geboren.
August 1938 Daweli wird mit seiner Familie und mit den anderen in Koblenz lebenden Sinti und Schaustellern (insgesamt etwa 120 Personen) von Koblenz nach Mitteldeutschland weggeschafft. Zehn Tage später wird die Aktion von Berlin aus „abgeblasen“. Die Weggeschafften kehren nach Koblenz zurück. Die Stadt quartiert sie in ein Obdachlosenasyl ein. Später kommen sie in das ehemalige Militärarresthaus in der Fischelstraße 32b.
Die Familie zieht wieder in die Feste Franz in Lützel und wird dort „festgesetzt“.
1939 – 1942 Daweli geht zur Schule und macht später sogar beim „Jungvolk“ mit.
Sein Vater und sein ältester Bruder Bernhard („Lullo“) werden Soldat. Bernhard nimmt am Afrika-Feldzug teil, der Vater ist in Koblenz stationiert und zuletzt Oberfeldwebel.
Die gesamte Familie wird nach und nach „rassenbiologisch“ untersucht und als „Zigeunermischlinge“ qualifiziert.
Dezember 1942 Lullo, Dawelis ältester Bruder, wird ins KZ Dachau verschleppt.
10. März 1943 Daweli, seine Eltern und Geschwister sowie andere Sinti (insgesamt 149 Menschen aus Koblenz und Umgebung) werden in der Hilda-Schule in Koblenz gesammelt und ins „Zigeunerlager“ des KZ Auschwitz-Birkenau deportiert.
Sein zweitjüngster Bruder kommt bald darauf dort um, andere Angehörige wie ein Onkel, dessen Frau und acht ihrer Kinder werden vergast.
1944 Die Überlebenden der Familie Reinhardt werden in Auschwitz “selektiert”. Als „arbeitsfähig“ kommen sie ins KZ Ravensbrück: Daweli, sein Vater und zwei ältere Brüder ins Männerlager, Dawelis Mutter mit den übrigen Geschwistern ins Frauen-KZ Ravensbrück.
Sein Vater und sein Bruder Karl werden zwangsweise zur Wehrmacht rekrutiert. Seine Mutter und die anderen Geschwister gehen „auf Transport“ in die KZ Mauthausen und Bergen-Belsen. Daweli wird mit seinem Bruder Josef ins KZ Sachsenhausen verschleppt. Von dort aus gehen sie in den letzten Kriegstagen auf den „Todesmarsch“.
Mai 1945 Daweli überlebt auch den „Todesmarsch“.
Anschließend kehrt Daweli mit seinem Bruder an der Hand nach Koblenz zurück. Die Familie findet sich wieder in der Feste Franz ein. Sein Vater baut von neuem einen Zirkus auf, Daweli ist Artist. Nach dem frühen Tod des Vaters verlegt er sich ganz auf die Musik.
Daweli macht Tanzmusik und gründet Mitte der 1960er Jahre das Schnuckenack-Reinhardt-Quintett mit. Das Quintett macht die typische Musik deutscher Sinti bekannt und populär. Viele Jahre lebt Daweli mit seiner Frau Trautchen, die ebenfalls ein schweres Schicksal erlitten hat, und einigen Kindern in Koblenz-Horchheim. Im Jahr 2003 verfasst er eine Biografie mit. Ihr Titel lautet „Hundert Jahre Musik der Reinhardts. Daweli erzählt sein Leben“ und steht unter dem Motto:
Wenn wir hassen, verlieren wir, wenn wir lieben, werden wir reich.
Seine fünf Söhne und auch schon einige Enkel sind in seine Fußstapfen getreten. Sie setzen die Tradition der weit über Koblenz hinaus bekannten Musikerfamilie Reinhardt fort. Nach langer schwerer Krankheit stirbt Daweli Reinhardt im Dezember 2016 in Koblenz.