Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

In der Ausgabe vom 28. Dezember 2000 berichtete Hennig über den Schönstatt-Pater Albert Eise:

„Ich danke Gott für die leidvolle Gnadenzeit“

Teil 8 der RZ-Serie von Joachim Hennig über Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz  vom 28. Dezember 2000:

Pater Albert Eise

Bald nach der sog. Machtergreifung und unter Missachtung des  Reichskonkordats führten die Nazis einen „Weltanschauungskampf“ gegen die katholische Kirche. Sie duldeten keine Religion oder Weltanschauung, die sie nicht beherrschen oder für ihre Zwecke benutzen konnten. Mit Beginn des II. Weltkrieges nahm die Unterdrückung - vor allem der Priester - noch zu. Eines dieser Opfer war der P. Albert Eise.

1896 im Schwäbischen geboren kam er im Alter von 14 Jahren mit dem Wunsch, Priester zu werden, nach Ehrenbreitstein. Dann wechselte er ins Studienheim der Pallotiner nach (Vallendar-)Schönstatt. Dort war P. Josef Kentenich Seelsorger; er prägte seinen weiteren Lebensweg maßgeblich. Als 18jähriger Schüler war Eise dabei, als P. Kentenich in Schönstatt die „Marianische Kongregation“, die Keimzelle der heute weltumspannenden Schönstatt-Bewegung, gründete. Bald folgten Wehrdienst, Eintritt in den Orden der Pallotiner, das Studium der Theologie, Priesterweihe und eine mehrjährige Tätigkeit als Rektor eines Gymnasiums. 1931 kehrte Eise nach Schönstatt zurück. Er wurde enger Mitarbeiter Kentenichs und wirkte als Volksmissionar, Studenten- und Familienseelsorger.

Bald gerieten die Schönstätter in Konkurrenz und Opposition zur NS-Ideologie sowie zu den NS-Jugendverbänden. „Wer der Ideologie Schönstatts verfällt, ist unfähig geworden für die nationalsozialistische Weltanschauung“, sagte einmal ein hoher Gestapo-Beamter. Um dem entgegenzuwirken, erstellte die Gestapo schon 1935 einen „Sonderbericht“ über die Schönstatt-Bewegung und beobachtete und kontrollierte deren führende Männer - auch Eise. Es blieb für ihn aber bei Verhören und einer Verwarnung.

Mit Beginn des II. Weltkrieges nahm die Repression wesentlich zu. Im Frühjahr 1940 wurde P. Fischer als erster enger Mitarbeiter von P. Kentenich verhaftet. Als zweiter kam P. Eise in Koblenz in „Schutzhaft“. Zum Verhängnis wurde ihm eine Tagung mit Studentinnen der Schönstatt-Bewegung im August 1941, die aus Sicherheitsgründen schon von Schönstatt nach Koblenz verlegt worden war. Aber alle Vorsicht half nichts, da sich ein Spitzel der Gestapo in die Gruppe eingeschlichen hatte. In der Kapelle des Barbara-Klosters nahm ihn die Koblenzer Gestapo mitten im Vortrag fest und brachte ihn ins Gefängnis in der Karmeliterstraße. Die Situation für Eise war schwierig, hatte der Spitzel doch an der Tagung teilgenommen und hatte Eise sogar Mitschriften von Vorträgen Kentenichs bei sich. Dadurch geriet auch Kentenich bald in „Schutzhaft“ in Koblenz.      

Am 12. November 1941 kam Eise von Koblenz aus „auf Transport“ ins KZ Dachau. Dort traf er wieder mit P. Kentenich, P. Fischer und anderen Schönstättern zusammen. In dieser von manchen so genannten Hölle ohne Gott gründeten sie am 16. Juli 1942 zwei wichtige Zweige der Schönstatt-Bewegung: das Familienwerk und den Marienbrüder-Verband. Mit dem „Familienwerk“ ging ein lang gehegter Wunsch Eises in Erfüllung. In völliger Annahme seines Leidens („Mir geht es nach Gottes Ratschlüssen“) starb er am 3. September 1942 u.a. an Hungerruhr. Albert Eise ist nicht vergessen. Seine Urne ist neben der Gnadenkapelle in Schönstatt beigesetzt, auch mehrere Biografien erinnern an ihn.