Im Wintersemester 2003/04 setzte Joachim Hennig seine Vorträge bei der Volkshochschule Koblenz über „Verfolgung und Widerstand in Koblenz 1933-1945“ mit drei weiteren Vorträgen fort. Im Mittelpunkt standen die Biografien von aus Koblenz stammenden und/oder in Koblenz verfolgten Opfern des NS-Regimes aus „rassischen“ Gründen.
Der erste Vortrag erinnerte an die jüdische Juristenfamilie Brasch aus Koblenz. Mit dem Lebensbild des Vaters Dr. Isidor Brasch (1864–1936) wurden sowohl die Schwierigkeiten für Juden aufgezeigt, im 19. Jahrhundert einen juristischen Beruf zu ergreifen, als auch deren große Bedeutung für die deutsche Rechtspflege. Sodann wurde an den Schicksalen des Vaters Brasch (bis 1935 Rechtsanwalt in Koblenz) und seiner Söhne Ernst (1891–1941, Verwaltungsjurist in Frankfurt/Main) und Walter (1896–1944, bis 1933 Rechtsanwalt in Koblenz) und deren Familien die Rassenpolitik des NS-Staates dargestellt, die im Antisemitismus ihren zentralen Bezugspunkt fand und von der Diskriminierung bis zum Völkermord führte.
Lesen Sie HIER den Vortrag „Die Juristenfamilie Brasch“
Der zweite Vortrag porträtierte den Sinto Michael Böhmer, geb. Reinhardt, geboren 1930 in einem Dorf in Morbach/Hunsrück, und andere Sinti aus Koblenz und Umgebung. Vor dem Hintergrund der „traditionellen“ Ausgrenzung der „Zigeuner“ wurde die Verschärfung der Repression gegen sie im Nationalsozialismus und auch deren Situation in Koblenz dargestellt. Anhand seines Schicksals und das seiner Familie wurden die Etappen der ebenfalls mörderischen Vernichtung der „artfremden Zigeuner“ aufgezeigt: Von der Erfassung über die Zwangseinweisung in „Zigeunerlager“ bis zur Deportation in Ghettos und Konzentrationslager.
Lesen Sie HIER den Vortrag „Der Sinto Michael Böhmer“.
Der dritte Vortrag schilderte die Schicksale von Menschen, die dem Rassenwahn der Nazis zum Opfer fielen, weil sie krank, unangepasst, „asozial“ waren. Sie wurden aus „rassenhygienischen Gründen“ verfolgt und „ausgemerzt“. Dabei radikalisierten die Nazis erbbiologische Vorstellungen, wie sie schon früher in Teilen der Wissenschaft und Praxis diskutiert wurden, und setzten sie mit der ihnen eigenen Brutalität um. In Erinnerung gerufen wurden die Verfolgung des Epileptikers F. K. aus Koblenz, der in Koblenz zwangssterilisiert wurde, des Epileptikers Edmund Z. aus Koblenz, der in der Tötungsanstalt Hadamar bei Limburg vergast wurde, und von Maria K., die als „Asoziale“ ins KZ verschleppt, dann in Koblenz zwangssterilisiert und dann ins KZ rücküberführt wurde.
Lesen Sie HIER den Vortrag „Der Epileptiker Fritz K.“