Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz für den Koblenzer Sinto Daweli Reinhardt

Eine hohe und sehr verdiente Ehrung erhielt der Koblenzer Sinto Daweli Reinhardt. Der 77-Jährige wurde mit der höchsten Auszeichnung, die das Land Rheinland-Pfalz vergibt, ausgezeichnet. 1932 geboren, kam Alfons („Daweli“) Reinhardt mit seinen Eltern und Geschwistern Ende 1932/Anfang 1933 nach Koblenz. Nach einigen Jahren unbeschwerter Kindheit musste auch der kleine Daweli die Schikanierungen und Repressionen der Nazis gegenüber den „Zigeunern“ erleben und erleiden. Schon im August 1938 musste er mit seiner Familie auf den „Zigeunerschub“ von Koblenz aus nach Mitteldeutschland, kehrte dann aber kurz darauf wieder zurück. Am 10. März 1943 wurde er zusammen mit seinen Eltern und Geschwistern sowie 140 Zigeunern aus Koblenz und Umgebung in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Wie die meisten seiner Kernfamilie überlebte er das Lager, kam in andere Konzentrationslager und zuletzt in das KZ Sachsenhausen. Von dort aus musste er noch auf den „Todesmarsch“.

Nach der Befreiung kehrte er nach Koblenz zurück. Zunächst war er Artist im „Varieté“ seines Vaters. Nach dessen frühem Tod verlegte er sich ganz auf das Gitarrespielen, das er von seinem Vater gelernt hatte. Nach Jahren der Tanzmusik stieß er zu den Zigeuner-Musikern, die der Musikagent Siggi Maeker um sich gesammelt hatte. Es entstand das Schnuckenack-Reinhardt-Quintett unter der Leitung von Schnuckenack Reinhardt. Daweli war Gründungsmitglied des Quintetts und dessen Solo-Gitarrist. Das Quintett kreierte -in der Tradition des legendären Django Reinhardt – die „Musik deutscher Zigeuner“. Später machte sich Daweli als Musiker selbständig, gab seine Musik an seine fünf Söhne weiter, die alle in Koblenz und Umgebung bekannte Musiker wurden. Nach dem Tod seines ältesten Bruders Bernhard („Lullo“) Reinhardt war Daweli Chef der Koblenzer Sinti. Im Jahr 2003 gab eri auf der Festung Ehrenbreitstein sein großes Abschiedskonzert. Zu diesem Anlass erschien die Biografie „100 Jahre Musik der Reinhardts – Daweli erzählt sein Leben“, das unser stellvertretender Vorsitzender Joachim Hennig nach zahlreichen Interviews mit Daweli Reinhardt und seiner Frau Trautchen geschrieben hat.

Die Biografie Daweli Reinhardts kann übrigens in der neuesten Auflage bei unserem Förderverein bezogen werden.

Den Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz überreichte Ministerpräsident Kurt Beck Daweli Reinhardt am 18. Dezember 2009 im Rathaus in Koblenz.

Lesen Sie dazu HIER den Artikel in der Heimatzeitung „Blick aktuell“ Nr. 1 vom 9. Januar 2010.

Sehen Sie hier auch eine Bilderstrecke über die Verleihung des Ordens an Daweli Reinhardt. (ins Bild klicken für Steuerung)

Im Startbild sehen Sie: Daweli Reinhardt (vorn im weißen Hemd mit Weste) bei der Überreichung des Landesverdienstordens, rechts neben ihm seine Frau Waltraud („Trautchen“), rechts daneben der älteste Sohn Mike Reinhardt, links neben Daweli sein jüngerer Bruder Bawo Reinhardt. Im Hintergrund Familienmitglieder.