Erzählcafé zu Hugo Salzmann am 20. März 2013 im Schloßparkmuseum in Bad Kreuznach
Am 20. März 2013 berichtet Hugos Salzmanns Tochter Juliana Salzmann zusammen mit dem Autor Joachim Hennig unter dem Titel „Porträt eines Kreuznachers. Der Kommunist Hugo Salzmann." über ihren Vater, den Kreuznacher Kommunisten, Gewerkschafter, Kommunalpolitiker und Künstler Hugo Salzmann. Beide, Joachim Hennig und Juliana Salzmann, haben vor kurzem seine Lebensgeschichte sehr umfangreich aufgearbeitet und dargestellt. Anhand zahlreicher historischer und privater Fotos, die mit einer Powerpoint-Präsentation gezeigt werden, zeichnen sie im Gespräch das sehr bewegte und bewegende Leben und Wirken von Hugo Salzmann nach, nach dem vor einigen Jahren eine Straße in bad Kreuznach benannt wurde. Ergänzt wird die Veranstaltung der Stiftung Haus der Stadtgeschichte Bad Kreuznach durch eine kleine Ausstellung von Holzschnitzereien von Hugo Salzmann.
Familie Salzmann in den 1950er Jahren in Bad Kreuznach:
Hugo Salzmann, seine dritte Ehefrau Maria und die Tochter Juliana.
Konkreter Anlass für diese Veranstaltung sind zwei ganz unterschiedliche Jahrestage: Vor 80 Jahren, kurz nach der Machtübernahme der Nazis am 30. Januar 1933, begannen die Verfolgungen der Kommunisten und Gewerkschafter. Einer der meistgesuchten in Bad Kreuznach und Umgebung war Hugo Salzmann. Für sein Ergreifen „tot oder lebendig“ hatten sie ein Kopfgeld von 800 Reichsmark ausgesetzt. Nur unter Lebensgefahr konnte er untertauchen und ins Exil fliehen. Der zweite aktuelle Anlass ist, dass Hugo Salzmann am 4. Februar 1903 geboren wurde, er wäre also im letzten Monat 110 Jahre alt geworden. Bis auf die Zeit seiner mehr als 12 Jahre langen Verfolgung und des Exils lebte und wirkte er in Bad Kreuznach. In seiner Heimatstadt starb er am 14. Oktober 1979.
In diesen 76 Jahren erlebte und durchlitt er vier Epochen der jüngsten deutschen Geschichte: Das ausgehende Kaiserreich, zuletzt als Metalldreher-Lehrling und Jung-Gewerkschafter, dann die Weimarer Republik als Jungkommunist, Betriebsratsvorsitzender, KPD-Stadtverordneter und Reichstagskandidat, dann den Nationalsozialismus als politischer Flüchtling, Emigrant in Paris, Mitglied der dortigen Emi-Leitung, Inhaftierter im Konzentrationslager Le Vernet, Gestapohäftling und vom Volksgerichtshof wegen Hochverrats zu acht Jahren Zuchthaus Verurteilter, dann die Nachkriegszeit zunächst als „Mann der ersten Stunde“ in Politik, Gewerkschaft und Gesellschaft in Bad Kreuznach, und dann schließlich die weiteren Jahre, in denen er durch das KPD-Verbot des Bundesverfassungsgerichts 1956 seiner politischen Heimat und Betätigung beraubt, „nur“ noch als Gewerkschaftssekretär und „Hobbykünstler“ aktiv war.
Neben diesem „öffentlichen“ Hugo Salzmann gab es den Privatmann, den Genossen, den Kameraden, den Ehemann und den Vater Hugo Salzmann. Salzmann war dreimal verheiratet. Die erste Ehe mit Änne Buchert Ende der 1920er war ein Irrtum. Sie ging schon nach wenigen Monaten in die Brüche. Die zweite Ehe mit Julianna Sternad ging er im Jahr 1932 ein. Sie war geprägt von Flucht, Exil und Verfolgung. Praktisch die Hälfte der Ehezeit lebten die beiden getrennt – in Konzentrationslagern, Gefängnissen und im Zuchthaus. Am 6. Dezember 1944 starb Julianna im Frauen- Konzentrationslager Ravensbrück, während ihr Mann Hugo im Zuchthaus von Butzbach seine mehrjährige Haftstrafe verbüßte. Aus dieser 2. Ehe stammt der heute 80-jährige Sohn Hugo, der seit Jahrzehnten mit seiner Familie in der Heimat seiner Mutter in Graz/Österreich lebt. Nach dem Krieg ging Hugo Salzmann die dritte Ehe mit Maria Schneider ein. Aus dieser Ehe ging Frau Julianna Salzmann hervor, sie erhielt den Vornamen der zweiten Frau ihres Vaters, Julianna.
Über dieses sehr bewegte und bewegende Leben ihres Vaters wird Julianna Salzmann zusammen mit dem Autor Joachim Hennig im Gespräch einen vertiefenden Einblick geben. Außerdem wird sie in einer kleinen Ausstellung einige Schnitzarbeiten ihres Vaters, die Jahrzehntelang nicht mehr in Bad Kreuznach gezeigt wurden, präsentieren.
Ehrung Hugo Salzmanns für 60 Jahre Mitgliedschaft in der Metallarbeitergewerkschaft/IG Metall
durch den IG-Metall Bevollmächtigten Kurt Vittinghoff, (links), 1978.