Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

Gedenktage im Mai und Handeln heute.

Die Erinnerung an NS-Opfer beschränkt sich nicht auf das Geschehen vor 80 und mehr Jahre. Geschichte ist nicht nur etwas Vergangenes, Totes, sie kann und sollte auch die Gegenwart mitprägen, ein Anhalt und Fingerzeig für das gegenwärtige Handeln sein.

Aus der Geschichte lernen? Ja bitte – unbedingt. Geschichte wiederholt sich nicht, das ist richtig. Die AfD ist nicht die NSDAP und die Rechtspopulisten anderswo in Europa, in Italien, Frankreich, Österreich, Ungarn und in anderen Ländern sind nicht die faschistischen Parteien, die in den 1920er und 1930er Jahren das politische Klima in Europa vergifteten und mehr oder minder den Zweiten Weltkrieg befeuerten: Das waren die „Faschisten“ unter Mussolini in Italien, das war der „Austrofaschismus“ in Österreich, die „Eiserne Garde“ in Rumänien, die „Ustascha“ in Kroatien, das waren die „Falangisten“ unter Franco in Spanien, die „Pfeilkreuzler“ in Ungarn und andere mehr. Nein, eine Gleichsetzung dieser Faschisten mit der heutigen Lega Nord von Salvini in Italien, mit Le Pens Rassemblement National in Frankreich, Wilders niederländischer Freiheitspartei, der österreichischen FPÖ, Orbans Fidesz in Ungarn, der polnischen PiS und anderen Parteien verbietet sich. Aber, um mit dem früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker zu sprechen: „Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart. Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder anfällig für neue Ansteckungsgefahren.“ – Diese „Ansteckungsgefahren“ sind es, um die wir besorgt sein müssen. Wie dichtete doch seinerzeit Bert Brecht: „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“

Bei den Europawahlen am 26. Mai 2019 sind wir alle noch einmal mit einem "blauen Auge" davongekommen. Die Rechtspopulisten wurden stärker aber nicht so stark, dass sie ein weltoffenes demokratisches Europa gefährden oder gar demontieren könnten. Im Vorfeld zu den Wahlen gab es eine recht große Mobilisierung für ein demokratisches, soziales, rechtsstaatliches und umweltfreundliches Europa.

Auch in Koblenz beteiligten sich viele Verbände und Initiativen sowie Einzelpersonen am 18. Mai 2019 an einer Demonstration mit fast 1000 Teilnehmern. Es war sicherlich Zufall, aber ein glücklicher, dass die Veranstaltung am rheinland-pfälzischen Verfassungstag stattfand - vor 72 Jahren hatten die Rheinland-Pfälzer zum ersten Mal die Abgeordneten des neuen Landtages gewählt und die Landesverfassung in einer Volksabstimmung angenommen. Die Demonstration war von zahlreichen Redebeiträgen begleitet. Sie fand ihren Abschluss bei Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus auf dem Reichensperger Platz und mit Musik von Mike Reinhardt (und Band), dem ältesten Sohn des Auschwitz-Birkenau-Überlebenden Daweli Reinhardt.

Lesen Sie HIER de Artikel unseres stellvertretenden Vorsitzenden Joachim Hennig über die Veranstaltung im „Schängel“ Nr.  21 vom 22. Mai 2019.


Abschließend noch einige Fotos vom Abschluss der Veranstaltung auf dem Reichensperger Platz: