70 Jahre Rheinland-Pfalz - Die Gründung des Landes
Nach der Befreiung von der nationalsozialistischen Diktatur reorganisierten die vier Siegermächte des Zweiten Weltkrieges zunächst das Leben und den Alltag im besetzten Deutschland. Dann schufen sie die Voraussetzungen für die Staatlichkeit neu und initiierten den Wiederaufbau der Verwaltung, der Justiz und der demokratischen Strukturen, die die Nazis und ihre vielen Helfer in den zwölf Jahren zuvor zerstört bzw. pervertiert und für ihre verbrecherischen Ziele instrumentalisiert hatten. Der Wiederaufbau geschah in den vier Besatzungszonen und Gesamt-Berlin entsprechend den Vorstellungen und Vorgaben der jeweiligen Besatzungsmacht unterschiedlich. So war es auch im Südwesten des heutigen Deutschland. Dort waren die Franzosen Besatzungsmacht. Erst spät hatten die Alliierten sie als Besatzungsmacht anerkannt. Dann erhielten sie ein Territorium als eigene Besatzungszone, das aus der amerikanischen und britischen Zone herausgeschnitten wurde. Unter dem Druck der Entwicklung in den anderen Besatzungszonen begannen auch sie mit dem Aufbau der Staatlichkeit in ihrer Zone. Grundlegend dafür waren die Ordonance No 57 (Verfügung Nr. 57) und die "Erklärung bezüglich der Schaffung eines rhein-pfälzischen Landes" vom 30. August 1946. Damit wurde der Nordteil der Französischen Zone zu einem eigenständigen Land erklärt. Das war die Gründung und der "Geburtstag" unseres heutigen Bundeslandes Rheinland-Pfalz durch den französischen Oberbefehlshaber General Koenig vor nunmehr 70 Jahren.
Damit dieser "Geburtstag" unseres Bundeslandes, der der Beginn unseres heutigen freiheitlichen, sozialen und demokratischen Rechtsstaats war, nicht in Vergessenheit gerät und uns alle zur Bewahrung und Fortentwicklung unserer Werte mahnt, hat unser stellvertretender Vorsitzender Joachim Hennig in der Heimatzeitung "Blick aktuell" - Ausgabe Koblenz - Nr. 39 vom 29. September 2016 einen Beitrag dazu geschrieben.
Dieser Beitrag zum "vergessenen Geburtstag" von Rheinland-Pfalz HIER lesen.
Fernsehtipp - SWR-Fernsehen 16. Oktober, 18.45 Uhr
Vor 70 Jahren, am 1. Oktober 1946, endete der Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher mit der Verkündung der Urteile. Begonnen hatte dieser „Jahrhundert-„ wenn nicht gar „Jahrtausend-Prozess“ vor dem Internationalen Militärgerichtshof (International Military Tribunal, IMT) am 20. November 1945. Angeklagt waren 24 deutsche Politiker und Militärs sowie führende Personen aus der Wirtschaft für das Planen und Führen eines Angriffskrieges und für den Massenmord an Millionen und Abermillionen Menschen in Vernichtungslagern. Das Strafverfahren sollte – so der US-amerikanische Chefankläger Robert H. Jackson - der Anfang zu einer „Neuordnung der Welt durch Recht“ sein.
Zeitweise waren bis zu 2.000 Personen mit der Vorbereitung des Prozesses beschäftigt. Im Verfahren wurden 240 Zeugen gehört und 300.000 Versicherungen an Eides statt zusammengetragen. Das Sitzungsprotokoll umfasst 16.000 Seiten. Die Verteidiger wurden von den Angeklagten selbst gewählt oder auf deren Verlangen vom Gericht ernannt. Das Nürnberger Gericht machte den Angeklagten einen fairen Prozess. Der immer wieder zu hörende Vorwurf der „Siegerjustiz“ war unberechtigt.
12 der 24 Angeklagten wurden zum Tode verurteilt. Sieben Angeklagte erhielten langjährige oder lebenslange Haftstrafen. Drei Angeklagte wurden freigesprochen. In den Fällen Schacht und von Papen führte eine Patt-Situation (2:2) im Richterkollegium zum Freispruch.
Von den 12 Todesurteilen wurden 10 (Göring hatte sich Stunden zuvor mit Gift selbst umgebracht und Bormann war in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden) am 16. Oktober 1946 im Zellengefängnis Nürnberg vollstreckt.
„Death by hanging“ lautete das Urteil auch für den ehemaligen Reichsinnenminister und Reichsprotektor von Böhmen und Mähren Dr. jur. Wilhelm Frick. Frick war in fast allen Punkten der Anklage für schuldig befunden worden. Nach der Urteilsverkündung zuckte er gefühllos die Achseln und erklärte, er hätte nichts anderes als Hängen erwartet. Reue, Einsicht, auch nur Nachdenklichkeit über seine Vergangenheit zeigte er auch nicht, als er mit den anderen 9 zum Tode Verurteilten starb.
Aus diesem Anlass zeigt das SWR-Fernsehen – Rheinland-Pfalz – am Sonntag, dem 16. Oktober 2016, von 18.45 Uhr bis 19.15 Uhr in der Reihe „Bekannt im Land“ den Dokumentarfilm: „Hitlers Innenminister. Der Pfälzer Wilhelm Frick.“ Der Film erzählt die Geschichte des im nordpfälzischen Alsenz als Sohn eines Lehrers geborenen Juristen Wilhelm Frick. Aus „kleinen Verhältnissen“ – die Vorfahren seines Vaters waren Bauern in Duchroth im Kreis Bad Kreuznach – wurde Frick ein sehr treuer und wichtiger Gefolgsmann Hitlers.
Der stellvertretende Vorsitzende unseres Fördervereins Joachim Hennig begleitete das Fernsehteam des SWR zu Aufnahmen in Pirmasens und Bad Kreuznach und war verschiedentlich Interviewpartner.
Foto oben: Wilhelm Frick als Angeklagter bei den Nürnberger Prozessen, 1946
(Lizenz: Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=301709)
Foto unten: Bundesarchiv_Bild_183-H27798,_Nürnberger_Prozess,_Verhandlungssaal.jpg (Wikipedia)