Koblenz erinnert: 80 Jahre Kriegsende und Befreiung
Aus Anlass der 80. Wiederkehr des Kriegsendes und der Befreiung von der nationalsozialistischen Diktatur bietet die Stadt Koblenz in der Zeit vom …. eine Veranstaltungsreihe. In der Zeit vom 21. März bis zum 26. Mai präsentieren zahlreiche Vereine, Initiativen und Einzelpersonen Veranstaltungen.
Die Programmübersicht dazu finden Sie mit diesem Link:
Auch unser Förderverein Mahnmal Koblenz ist mit dabei und bietet insgesamt folgende vier Veranstaltungen an:
1. Veranstaltung:
Zeit: Donnerstag, 27. März 2025, 17.00 Uhr
Ort: Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, Großer Sitzungssaal, Stresemannstraße 3-5, 56068 Koblenz
Veranstaltung: Vortrag von Joachim Hennig und Radiobeitrag über den Metternicher SPD-Funktionär Johann Dötsch und dessen Tagebuch gegen das Vergessen über den Todesmarsch vom Konzentrationslager Sachsenhausen an die in Richtung Ostsee.
Begrüßung durch den Präsidenten der SGD Nord Wolfgang Theis
Zum Inhalt: Der 1890 in Metternich (heute: Koblenz-Metternich) geborene Johann Dötsch war nach Maurerlehre und Einsatz als Berufssoldat im Ersten Weltkrieg in der Zeit der Weimarer Republik ein engagierter Sozialdemokrat, zuletzt Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Koblenz, Mitglied des Provinziallandtags der Rheinprovinz, örtlicher Führer des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold und Gewerkschafter. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten kam er 1933 wiederholt kurzzeitig in "Schutzhaft" und zog sich dann ins Private zurück. Am 1. September 1939, zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, wurde er im Rahmen der sog. A-Kartei-Aktion in Koblenz festgenommen und in das KZ Sachsenhausen verschleppt. Dort kam er bei der Evakuierung des KZ auf den Todesmarsch und wurde dann in der Nähe von Schwerin befreit. Zum Todesmarsch schrieb er ein "Tagebuch gegen das Vergessen". Dann kehrte er nach Koblenz schwerkrank zurück und wurde Präsidialdirektor der kurzzeitig bestehenden Provinz Rheinland/Hessen-Nassau. Ein Jahr später, 1946, starb Johann Dötsch an den Folgen der erlittenen KZ-Haft.
Die 30-minütige Radiosendung des MDR dokumentiert das von Johann Dötsch unmittelbar nach dem Todesmarsch geschriebene und dann noch einige Zeit fortgesetzte Tagebuch gegen das Vergessen.
Heute ist für Johann Dötsch in Metternich ein Stolperstein verlegt. Eine Kurzbiografie über ihn finden Sie in der Dauerausstellung auf dieser Homepage mit dem Link: https://www.mahnmalkoblenz.de/index.php/die-dauerausstellung/018-johann-doetsch-spd-funktionaer-und-gewerkschafter-aus-koblenz-metternich
2. Veranstaltung:
Zeit: 10. April 2025, 19.00 Uhr
Ort: Citykirche, Jesuitenplatz 4, 56068 Koblenz
Veranstaltung: Dokumentarfilm: Mut, Leidensbereitschaft und Heiterkeit. Das war sein Vermächtnis. – Der Koblenzer Armeeoberpfarrer und Widerständler Prof. Dr. Friedrich Erxleben (1883-1955) – mit einer Einführung von Joachim Hennig
Begrüßung durch die Pastoralreferentin Christiane Schall
Zum Inhalt: Der vom Förderverein Mahnmal Koblenz selbst produzierte 60-minütige Dokumentarfilm erzählt die außerordentliche Familien- und Lebensgeschichte des in Arenberg (heute: Koblenz-Arenberg) geborenen und aufgewachsenen Priesters, Künstlers, Gelehrten und Professors in Großstädten Europas sowie Oratoriensängers und Violinvirtuosen. Nach seiner Priesterweihe im Bistum Trier und seiner Tätigkeit als Armeeoberpfarrer im Ersten Weltkrieg war Erxleben Dozent und Professor an mehreren Universitäten Europas. In Berlin dann sesshaft geworden, hielt er Freundschaft zu zahlreichen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, u.a. zu Theodor Heuss und Carl Zuckmayer. Von Zuckmayer stammt auch das Motto des Films, mit dem dieser von seinem Freund „Petrus“ in seiner Autobiografie „Als wär’s ein Stück von mir“ erzählt. In den 1930er Jahren gehörte Erxleben zum Solf-Kreis, einer Teegesellschaft, in der über Kunst, Kultur und Politik diskutiert wurde, und die Juden und politisch Verfolgten beim Überleben half. Im Mai 1944 wurde er verhaftet, kam ins Konzentrationslager und in Gefängnisse. Bevor ihn der Volksgerichtshof wegen „Wehrkraftzersetzung“ verurteilen konnte, war der Krieg zu Ende. Erxleben kehrte an Rhein und Mosel zurück und wurde Gemeindepfarrer in Müden/Mosel, Es waren die glücklichsten Jahre seines sehr wechselvollen Lebens. Friedrich Erxleben starb am 9. Februar 1955 im Ruhestand in Linz/Rhein. In Müden ist eine Straße nach Friedrich Erxleben benannt.
Eine Kurzbiografie über ihn gibt es auf dieser Homepage mit dem Link:
3. Veranstaltung:
Zeit: 3. Mai 2025, 18.00 Uhr
Ort: Circus Maximus, Stegemannstraße 30, 56068 Koblenz
Veranstaltung: Dokumentar-Spielfilms „Unbekannte Helden. Widerstand im Südwesten“, mit einer Einführung von Joachim Hennig
Begrüßung durch den Vorsitzenden des Fördervereins Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz e.V. Dr. Martin Schlüter
Zum Inhalt des Films: In dem 90-minütigen Dokudrama, das von der AV Medien Film und Fernsehen GmbH im Auftrag des SWR erarbeitet wurde, werden fünf Geschichten von unbekannten Helden aus dem heutigen Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz präsentiert. Erzählt werden die Geschichten anhand zeitgenössischer Fotografien und alten privaten Filmaufnahmen, Augenzeugenberichten/Interviews und mit oft an Originalschauplätzen gestalteten Spielszenen. Neben Ulrike Folkerts, Walter Sittler, Karl Kranzkowski und Sebastian Blomberg wirkten dabei über einhundert Statisten mit.
Eine Episode ist der katholischen Michaeltruppe (benannt nach dem Erzengel Michael) aus der Vulkaneifel gewidmet. Mit ihren Anführern Willi Lohner und Hans-Clemens Weiler war das eine große Gruppe Jugendlicher, die zum Teil militanten Widerstand gegen die Nationalsozialisten leisteten. Schon im November 1942 sammelten Lohner und Weiler gleichgesinnte Jugendliche in der Geheimorganisation um sich. Konspirativer Treffpunkt der bis zu 50 Mitglieder war die Johanneskapelle in Kruft bei Andernach. Die Jugendlichen waren empört von der willkürlichen Verhaftung von Pfarrern und motiviert vom Hirtenbrief des Münsteraner Bischofs von Galen. Sie verteilten konspirativ Flugblätter, spionierten den Militärflughafen Niedermendig aus und bewaffneten sich für den Fall eines gewaltsamen Aufstandes. Die Gruppe flog 1943 auf; Lohner und Weiler wurden zuerst in das Jugendgefängnis in Neuwied und dann in das „Jugenddienstlager“ auf der Burg Stahleck bei Bacharach gebracht. Von dort aus verschleppte man sie in das Jugend-Konzentrationslager Moringen bei Göttingen.
Gedreht wurde der Film unter anderem in und um Kruft, in Koblenz. Zu Wort kommen unter anderem Franz Reiff, selbst Mitglied der Michaeltruppe und ehemaliger Krufter Ortsbürgermeister, der Bruder von Willi Lohner und auch Joachim Hennig. Eine Kurzbiografie über Willi Lohner und Hans-Clemens Weiler gibt es auf dieser Homepage unter dem Link: https://www.mahnmalkoblenz.de/index.php/die-dauerausstellung/026-willi-lohner-und-hans-clemens-weiler-zwei-junge-christen-aus-bell-andernach-und-kruft
4. Veranstaltung:
Zeit: 20, Mai 2025, 17.00 Uhr
Ort: Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, Großer Sitzungssaal, Stresemannstraße 3-5, 56068 Koblenz
Vortrag von Joachim Hennig: „‘Seid einig, einig, einig. – Alfred Knieper (1909-1973). Keramikarbeiter, Gewerkschafter, Kommunist, KZ-Häftling, Regierungsvizepräsident und anderes mehr
Begrüßung durch den Vizepräsidenten der SGD Nord Prof. Martin Kaschny
Zum Inhalt: Der Vortrag schildert anhand vieler historischer Fotos und Dokumente die sehr zahlreiche Stationen umfassende Lebens- und Leidensgeschichte von Alfred Knieper, 1909 in Zell/Mosel geboren. Mit 15 Jahren wurde er wie sein älterer Bruder Alfons, der für ihn ein Vorbild war, Arbeiter in einem keramischen Industriebetrieb in Höhr (heute: Höhr-Grenzhausen). Mit 17 Jahren trat er in die KPD ein und wurde Mitglied der Freien Gewerkschaften. Kurz nach dem Reichstagsbrand (am 27. Februar 1933) wurde er als Kommunist festgenommen und in „Schutzhaft“ gehalten. Nach zwei Monaten kam er frei, wurde dann aber ab 1. September 1933 wiederum festgenommen und in das Konzentrationslager Esterwegen im Emsland verschleppt. Diesmal dauerte die „Schutzhaft“ eineinhalb Jahre. Wie ca. 850 in „Freiheit“ lebende Kommunisten, Sozialdemokraten und andere frühere Regimegegner und wurde Alfred Knieper im Rahmen der sog. A-Kartei-Aktion bei Kriegsbeginn verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt. Dort war er in der Tbc-Station als Pfleger sehr engagiert. Nach der Befreiung kehrte er in den Unterwesterwald zurück und war weiter politisch aktiv. Knieper war Mitglied des KPD-Landesvorstands, Vorsitzender der VVN und hielt im Sender Koblenz die eine oder andere Ansprache. 1946 wurde er dann Regierungsvizepräsident des früheren Regierungsbezirks Montabaur. (und war damit Stellvertreter von Regierungspräsident Peter Altmeier). Als er im Zuge der Berufsverbote gegen KPD-Leute („Adenauer-Erlass“) 1950 entlassen werden sollte, legte er seine Parteiämter und den Vorsitz der VVN nieder und trat aus der KPD aus. Nur mit großen Schwierigkeiten blieb er schließlich als Beamter im höheren Dienst in der Verwaltung des Landes und starb 1973.
Im Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 2007 hat der Referent Joachim Hennig einen umfangreichen Aufsatz über Alfred Knieper veröffentlicht. Eine Kurzbiografie über ihn gibt es auf dieser Homepage unter dem Link: https://www.mahnmalkoblenz.de/index.php/die-dauerausstellung/058-alfred-knieper-kommunist-und-verwaltungsbeamter-aus-hoehr-grenzhausen
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.