Dokumentarfilm über den Holocaust-Überlebenden Werner Appel
Auch in diesem Jahr haben unser stellvertretender Vorsitzender Joachim Hennig und unser Filmer Herbert Bartas für unseren Verein einen Dokumentarfilm erarbeitet. Erneut ist es eine Biografie eines NS-Opfers aus Koblenz, die Geschichte unseres Mitgliedes Werner Appel. Mit Werner Appel und seiner Biografie sind sie zusammen mit Schülerinnen der Julius-Wegeler-Schule auf Spurensuche gegangen.
Der in Koblenz als Kind jüdischer Eltern geborene Werner Appel hat schon wiederholt in Schulen und in anderen Zusammenhängen über sein Leben und Überleben als Kind und Jugendlicher in Koblenz berichtet. Zuletzt war er Gast in der Klasse BF 208a der Berufsfachschule II in der Julius-Wegeler-Schule in Koblenz-Moselweiß. Nach diesem sehr anregenden Kontakt entschloss sich unser Verein, diesen durch einen Film zu vertiefen und zu dokumentieren. Dazu lud er den in Frankfurt/Main lebenden Zeitzeugen Werner Appel mit seiner Frau Christel zu einem Besuch in Koblenz ein. Vor Ort begleiteten ihn zwei Tage lang die Schülerinnen Jessica Nietulski, Ann-Kristin Baitzel, Charlotte Kubaneli, Kristina Weisner, Julia Schreeven und Nadine Bode auf seiner Zeitreise in die NS-Zeit in Koblenz. Mit dabei waren auch Koblenzer Freunde der Appels, die Eheleute Bodo und Gertrud Zielinski, sowie der alte Schulfreund Werner Appels Werner Gottwald. Es waren zwei sehr interessante, aber bei einem engen Zeitplan und in sommerlicher Hitze auch anstrengende Tage. Am Ende waren alle Beteiligten sehr froh, dass sie gemeinsam mitgeholfen hatten, dieses sehr bewegende Lebensschicksal eines damals jungen Koblenzers jüdischen Glaubens im Film festgehalten zu haben.
Aus dem dabei entstandenen 30-stündigen Filmmaterial haben Joachim Hennig und Herbert Bartas jetzt einen Dokumentarfilm von 60 Minuten Dauer erarbeitet. Dieser Film wurde jetzt unter dem Titel „Werner Appel - Jüdisches Leben und Überleben in Koblenz von 1933 - 1945" in der gut besuchten Aula des Julius-Wegeler-Schule in Koblenz uraufgeführt. Unter den zahlreichen Gästen konnten Frau Gunhild Schulte-Wissermann, die Ehefrau des amtierenden Oberbürgermeisters der Stadt Koblenz und Schirmherrin unserer Dauerausstellung, und der Staatssekretär im Kultusministerium Rheinland-Pfalz und designierte Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig begrüßt werden.
Einen Presseartikel hierzu von Blick aktuell können Sie HIER lesen
Der Film „Werner Appel - Jüdisches Leben und Überleben in Koblenz von 1933 - 1945" ist auf DVD verfügbar und kann bei uns käuflich erworben werden.
Weiterführende Informationen hierzu erhalten Sie HIER
Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz für den Koblenzer Sinto Daweli Reinhardt
Eine hohe und sehr verdiente Ehrung erhielt der Koblenzer Sinto Daweli Reinhardt. Der 77-Jährige wurde mit der höchsten Auszeichnung, die das Land Rheinland-Pfalz vergibt, ausgezeichnet. 1932 geboren, kam Alfons („Daweli“) Reinhardt mit seinen Eltern und Geschwistern Ende 1932/Anfang 1933 nach Koblenz. Nach einigen Jahren unbeschwerter Kindheit musste auch der kleine Daweli die Schikanierungen und Repressionen der Nazis gegenüber den „Zigeunern“ erleben und erleiden. Schon im August 1938 musste er mit seiner Familie auf den „Zigeunerschub“ von Koblenz aus nach Mitteldeutschland, kehrte dann aber kurz darauf wieder zurück. Am 10. März 1943 wurde er zusammen mit seinen Eltern und Geschwistern sowie 140 Zigeunern aus Koblenz und Umgebung in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Wie die meisten seiner Kernfamilie überlebte er das Lager, kam in andere Konzentrationslager und zuletzt in das KZ Sachsenhausen. Von dort aus musste er noch auf den „Todesmarsch“.
Nach der Befreiung kehrte er nach Koblenz zurück. Zunächst war er Artist im „Varieté“ seines Vaters. Nach dessen frühem Tod verlegte er sich ganz auf das Gitarrespielen, das er von seinem Vater gelernt hatte. Nach Jahren der Tanzmusik stieß er zu den Zigeuner-Musikern, die der Musikagent Siggi Maeker um sich gesammelt hatte. Es entstand das Schnuckenack-Reinhardt-Quintett unter der Leitung von Schnuckenack Reinhardt. Daweli war Gründungsmitglied des Quintetts und dessen Solo-Gitarrist. Das Quintett kreierte -in der Tradition des legendären Django Reinhardt – die „Musik deutscher Zigeuner“. Später machte sich Daweli als Musiker selbständig, gab seine Musik an seine fünf Söhne weiter, die alle in Koblenz und Umgebung bekannte Musiker wurden. Nach dem Tod seines ältesten Bruders Bernhard („Lullo“) Reinhardt war Daweli Chef der Koblenzer Sinti. Im Jahr 2003 gab eri auf der Festung Ehrenbreitstein sein großes Abschiedskonzert. Zu diesem Anlass erschien die Biografie „100 Jahre Musik der Reinhardts – Daweli erzählt sein Leben“, das unser stellvertretender Vorsitzender Joachim Hennig nach zahlreichen Interviews mit Daweli Reinhardt und seiner Frau Trautchen geschrieben hat.
Die Biografie Daweli Reinhardts kann übrigens in der neuesten Auflage bei unserem Förderverein bezogen werden.
Den Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz überreichte Ministerpräsident Kurt Beck Daweli Reinhardt am 18. Dezember 2009 im Rathaus in Koblenz.
Lesen Sie dazu HIER den Artikel in der Heimatzeitung „Blick aktuell“ Nr. 1 vom 9. Januar 2010.
Sehen Sie hier auch eine Bilderstrecke über die Verleihung des Ordens an Daweli Reinhardt. (ins Bild klicken für Steuerung)
Im Startbild sehen Sie: Daweli Reinhardt (vorn im weißen Hemd mit Weste) bei der Überreichung des Landesverdienstordens, rechts neben ihm seine Frau Waltraud („Trautchen“), rechts daneben der älteste Sohn Mike Reinhardt, links neben Daweli sein jüngerer Bruder Bawo Reinhardt. Im Hintergrund Familienmitglieder.