Evangelische Christen unter dem (Haken-)Kreuz.
Im Beiprogramm zur Ausstellung in der Pfaffendorfer Kirche "Menschen - Nachbarn - Schicksale" ging es um die Rolle der evangelischen Christen und die der evangelischen Amtskirchen während der NS-Zeit. Wiederum stand - getreu der Intention der Veranstaltungsreihe, anhand von Biografien vor Ort Aspekte jener verbrecherischen Jahre aufzuzeigen - eine Lebensgeschichte im Mittelpunkt. Dazu porträtierte der ehemalige evangelische Pfarrer Ulf Rademacher, der vor einigen Jahren Pfarrer in Pfaffendorf war, einen seiner Vorgänger im Amt. Dieser war kein NS-Opfer oder resistenter Geistlicher, sondern vielmehr ein fanatischer Hitler-Anhänger: Pfarrer Heinrich Weinmann, der von 1932 bis 1945 Pfarrer in der Gemeinde von Koblenz-Pfaffendorf war. Ganz bewusst beschäftigte man sich mit diesem NS-Täter im Talar. Der evangelischen Kirchengemeinde ging es - wie ihr derzeitiger Pfarrer Peter Stursberg erklärte - darum, auch die Geschichte der eigenen Pfarrgemeinde ein Stück weit aufzuarbeiten und Verantwortung dafür zu übernehmen. Denn die Täter und die vielen, viel zu
vielen Helfer Hitlers gehören auch zur Erinnerung an die NS-Zeit, an die damaligen Verirrungen und Verbrechen und sind eine Mahnung an uns Heutige, unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung zu wahren und zu verteidigen.
Lesen Sie HIER den Artikel unseres stellvertretenden Vorsitzenden Joachim Hennig zu dieser Veranstaltung in seiner Serie im "Schängel" Nr. 12 vom 20. März 2019.
Erinnerung an den Widerstand gegen Hitler
Nach dem sehr erfolgreichen Start der Veranstaltungsreihe über NS-Opfer im rechtsrheinischen Koblenz wurde sie am 1. April 2019 in der Versöhnungskirche in Koblenz-Arenberg fortgesetzt. Im Mittelpunkt der Ausstellung, die die evangelische Kirchengemeinde Koblenz-Pfaffendorf in Kooperation mit unserem Förderverein präsentierte, standen Menschen aus dem heutigen nördlichen Rheinland-Pfalz, die im Zusammenhang mit dem Attentats- und Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 Widerstand leisteten bzw. deswegen verfolgt wurden. Anknüpfungspunkt dafür war wieder ein zeitlicher und ein räumlicher. Erinnert wurde damit an den "großen" Widerstand vom 20. Juli 1944, also vor nunmehr fast 75 Jahren und an Widerständler und NS-Opfer aus Koblenz und Umgebung: An den später in Kreuzberg an der Ahr lebenden Philipp Freiherr von Boeselager und seinen Bruder Georg, den in St. Goar geborenen und aufgewachsenen Adolf Friedrich Graf von Schack, an die von der Gestapo in "Sippenhaft" genommene Ehefrau des Artilleriegenerals Fritz Lindemann Lina Lindemann und ihre Tochter Marie-Luise, die bei ihrer Schwester Ilse-Margot Prinzessin von Hohenzollern, der Ehefrau von Prinz Albrecht von Hohenzollern-Sigmaringen, auf Burg Namedy bei Andernach verhaftet wurden.
Gezeigt wurden auch die Lebensbilder des obersten Heeresrichters Karl Sack aus (Bad Kreuznach-)Bosenheim, des ehemaligen Oberpräsidenten der Rheinprovinz Hermann Freiherr von Lüninck und der Koblenzer Sozialdemokratin Maria Detzel. Diese Biografien ergänzten Porträts von Widerständlern aus der hiesigen Region, die zu bekannten Widerstandskreisen gehörten. Damit wurde erinnert an den in Arenberg geborenen und aufgewachsenen Armeeoberpfarrer und Widerständler im Solf-Kreis Professor Dr. Friedrich Erxleben, an die in Boppard geborene Maria Terwiel, die Mitglied der sog. Roten Kapelle war, und an den in Bad Ems geborenen Sozialisten, Reformpädagogen Prof. Adolf Reichwein, der zum Kreisauer Kreis gehörte.
Lesen Sie hier den Artikel unseres stellvertretenden Vorsitzenden Joachim Hennig im "Schängel" Nr. 13 vom 27. März 2019