Vortrag unseres stellvertretenden Vorsitzenden Joachim Hennig über die jüdische Juristenfamilie Brasch.
Auf Einladung des Freundschaftskreises Dimona-Andernach e.V. hielt unser stellvertretender Vorsitzender Joachim Hennig am 7. April 2014 in der Villa am Rhein in Andernach einen Vortrag mit Powerpoint-Präsentation über die jüdische Juristenfamilie Brasch, die zunächst in Mayen gewohnt hat und dann in Koblenz sesshaft geworden ist.
Zeitzeugen und Fotos gesucht
Fast 70 Jahre ist es her, dass am Ende des Zweiten Weltkrieges mehrere Züge mit Häftlingen eines Konzentrationslagers durch das damalige Deutschland fuhren, damit diese durch Bombenangriffe beschädigte und zerstörte Gleisanlagen wieder reparierten. Einer dieser Züge war der 12. SS-Eisenbahnbauzug. Er war im Dezember 1944 mit 500 Häftlingen des KZ Sachsenhausen bei Berlin und einer Anzahl SS-Männer zu ihrer Bewachung und Eisenbahnern zu ihrer arbeitsmäßigen Anleitung und Kontrolle zusammengestellt worden. An Heiligabend 1944 wurde dieser Zug zur Arbeit in den Westen geschickt.
Seine erste Station war Kamp (heute: Kamp-Bornhofen) am Rhein, rechtsrheinisch zwischen Koblenz und der Loreley gelegen. Von dort wurden die KZ-Häftlinge täglich nach Ober- und Niederlahnstein verbracht. Sie mussten dort vor allem die Gleisanlagen auf den Bahnhöfen instand setzen und so den Zugverkehr aufrechterhalten. Zwischen den Jahren 1944/45 gerieten sie auf einem Lahnsteiner Bahnhof in einen Bombenangriff der Alliierten, bei dem zwei KZ-Häftlinge starben. Kurz vor Silvester brachte man drei amerikanische Flieger, die weiter südlich abgeschossen worden und in Gefangenschaft geraten waren, nach Kamp und sperrte sie in einen Waggon des Bauzuges. Noch in derselben Nacht wurden diese von Funktionshäftlingen (Kapos) des Bauzuges ermordet. Offensichtlich wurden diese auf dem Friedhof von Kamp beerdigt. Ihr weiteres Schicksal ist unklar.
Anschließend wurde der SS-Eisenbahnbauzug nach Bad Kreuznach an der Nahe beordert und war auf einem Gleis in „Rotlaymühle“ stationiert. Von dort aus mussten die KZ-Häftlinge immer wieder die Eisenbahnbrücke zwischen Bad Kreuznach und Bad Münster am Stein instand setzen. Das war eine wichtige Strecke über die Nahe, um die Bahnlinien im Nahe- und Glantal mit der Rheinstrecke zu verbinden. Während des ca. sechswöchigen Aufenthalts des Bauzuges kamen 28 Häftlinge ums Leben. Sie wurden auf dem zwischen Bad Kreuznach und Bretzenheim/Nahe gelegenen jüdischen Friedhof beerdigt.
Von Bad Kreuznach aus fuhr der Zug weiter nach Gießen und schließlich über Erfurt, Dresden, Pilsen bis nach Oberösterreich, nach Mauthausen bei Linz und in das KZ Ebensee in der Nähe von Salzburg. Dort wurden die überlebenden Häftlinge - nachdem der Zug eine Blutspur im Deutschen Reich hinterlassen hatte - Anfang Mai 1945 befreit.
Nach dem Krieg war es der Bad Kreuznacher Stadtrat und Gewerkschafter Hugo Salzmann, der sich für eine Umbettung der Toten auf den Friedhof und die Errichtung des Mahnmals für die Opfer des Krieges und des Faschismus zu ihrem Gedenken einsetzte. Diese heute in Bad Kreuznach und in Kamp-Bornhofen so gut wie unbekannte Geschichte haben Hugo Salzmanns Tochter Julianna und der Koblenzer Jurist und Gedenkarbeiter Joachim Hennig im Zuge der Biografie Hugo Salzmanns wieder entdeckt. Seit einigen Monaten spürt Hennig dem Schicksal dieses Zuges und seiner Besatzung in Archiven nach. Inzwischen hat er auch Kontakte vor Ort geknüpft und die eine oder andere Information erhalten. Vieles ist aber noch unaufgeklärt.
Deshalb wendet sich Joachim Hennig auch an die Nutzer dieser Homepage. Er und Frau Salzmann hoffen, dadurch noch weitere Informationen und Dokumente über den 12. SS-Eisenbahnbauzug zu erhalten. Bitte melden Sie sich für solche Informationen per E-Mail bei Joachim Hennig:
Hier finden Sie noch Artikel im Öffentlichen Anzeiger vom 14. März 2014 zu dieser Suche in Bad Kreuznach und Umgebung.
Öffentlicher Anzeiger Artikel 1 HIER lesen
Öffentlicher Anzeiger Artikel 2 HIER lesen