Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

Der internationale Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus
am 27. Januar 2025

Um und am 27. Januar dieses Jahres finden in Koblenz und an vielen anderen Orten wieder die Gedenkveranstaltungen zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus statt. Eine Übersicht über die Veranstaltungen im ganzen Land Rheinland-Pfalz gibt das Programmheft des Landtages zu Veranstaltungen zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Die Ankündigung der Veranstaltungen unseres Fördervereins Mahnmal Koblenz finden Sie auf den Seiten 36, 37 und 39.

Das Programmheft kann HIER heruntergeladen werden.

Zu den eigenen Veranstaltungen hat unser Förderverein folgende Erklärung herausgegeben: 

Presseerklärung des Fördervereins Mahnmal Koblenz für die Veranstaltungen zum Gedenktag für die NS-Opfer am 27. Januar 2025

Am 27. Januar 2025 jährt sich zum 80. Mal die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Dieser Tag wurde im Jahr 1996 auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog zum nationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erklärt. Im Jahr 2005 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen diesen Tag zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust proklamiert. Seitdem ist der 27. Januar eines jeden Jahres kein offizieller „Feiertag“, aber ein Gedenktag, an dem die öffentlichen Gebäude beflaggt sein und an dem Gedenkveranstaltungen stattfinden sollen. Vorbildlich sind die Parlamente. Der Bundestag gedenkt jedes Jahr in einer Sondersitzung dieses Ereignisses. Und auch der Landtag von Rheinland-Pfalz kommt aus diesem Anlass zu einer Plenar-Sondersitzung zusammen.

Auch in Koblenz erinnert der Förderverein Mahnmal Koblenz seit 1998 zusammen mit der Stadt und Kooperationspartnern an die verfolgten, geschundenen und ermordeten Menschen während der Hitler-Diktatur. Mit Veranstaltungen am und um den Internationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus wollen wir in dieser sehr aufgewühlten, friedlosen und bedrohten Welt am Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz an die Nazi-Verbrechen und die sie erleidenden Menschen erinnern und mahnen.

Im Mittelpunkt der diesjährigen Veranstaltungen zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz stehen die Menschen aus Koblenz und Umgebung, die dorthin deportiert und nach unendlichen Leiden vielfach ermordet wurden. Auschwitz ist das Synonym vor allem für den Massenmord der Nazis an den europäischen Juden. Der Name und Begriff ist das Kainsmal der deutschen Geschichte. An diesem 27. Januar wird in besonderer Weise der Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns und Völkermordes gedacht. Das geschieht, weil die Erinnerung nicht enden darf und sie auch künftige Generationen zur Wachsamkeit und Toleranz mahnen soll. Noch mehr als in den letzten Jahren ist die Losung: Nie mehr Faschismus!

Diesen Opfern des historischen Faschismus ist die vom Förderverein Mahnmal Koblenz selbst erarbeitete Ausstellung „’Es war eine Fahrt durch die Hölle.‘- Vor 80 Jahren: Befreiung des KZ Auschwitz“ gewidmet. Das Motto der Ausstellung ist den Erinnerungen der Koblenzer Jüdin Eva Hellendag, verh. Salier, entnommen. Eva wurde 1923 als Tochter eines holländischen Kaufmanns und seiner Frau in Koblenz-Horchheim geboren. Sie erlebte eine schöne, unbeschwerte Jugend - bis die Nazis an die Macht kamen. Von da ab war sie als Jüdin in der Schule das „Unkraut“, wurde gemieden und bespuckt. Deshalb verließ sie nach dem frühen Tod ihres Vaters Koblenz und lebte bei ihrer Großmutter in den Niederlanden. Nach dem Überfall Hitler-Deutschlands auf die Niederlande am 10. Mai 1940 wurde das Leben für sie, ihre inzwischen ebenfalls dorthin geflohene Mutter und ihre Großmutter immer schwerer. Wie viele andere Juden wurden die drei von holländischen Nazis festgenommen und „selektiert“. Während Evas Mutter und Großmutter nach Auschwitz-Birkenau deportiert und mit Giftgas ermordet wurden, kam sie in das Lager Vught in den Niederlanden und wurde Zwangsarbeiterin bei der Firma Philips. Dann wurde sie ebenfalls nach Auschwitz-Birkenau verschleppt und dort zur Arbeit in einem Sonderkommando selektiert. Sie überlebte die „Hölle von Auschwitz“, ging bei dessen Liquidation auf Transport in mehrere Konzentrations- und Arbeitslager. In Hamburg wurde sie am 1. Mai 1945 befreit und zur Erholung nach Schweden gebracht. Später zog sie in die USA, heiratete, hatte zwei Söhne, kam wiederholt auf „Heimatbesuch“ nach Koblenz und starb 2014.

Eva Hellendag nach ihrer Befreiung in Schweden

Auf 23 Personentafeln gibt der Förderverein Mahnmal Koblenz ihr und den anderen Opfern ihren Namen zurück und stellt ihr Schicksal dar. Porträtiert werden jüdische Opfer, Sinti, Zeugen Jehovas und eine evangelische Pfarrerstochter, nämlich (Vorangestellt Personentafelnummern mit Link, soweit vorhanden):

045. Eva Salier, geb. Hellendag (Jüdisches Mädchen aus Koblenz-Horchheim)

043. Heinz Kahn (Jüdischer junger Mann aus Trier, lebt seit Jahrzehnten in Polch)

021. Daweli Reinhardt (Sinto-Kind aus Koblenz)

020. Juristenfamilie Brasch (Jüdische Rechtsanwälte aus Mayen/Koblenz)

004. Auguste Schneider (Zeugin Jehovas aus Bad Kreuznach)

006. Elisabeth Müller (Pfarrerstochter aus Winningen)

041. Familie Hugo Bernd ( Jüdische Familie aus Koblenz )

048. Familie Hugo W. (Sinti-Familie vom Hunsrück)

042. Eheleute Isidor und Erna Treidel (Jüdischer Rechtsanwalt und seine Frau aus Mayen/Koblenz)

047. Familie Karl Reinhardt (Sinti-Familie aus Koblenz)

044. Addie Bernd (Jüdischer junger Mann aus Koblenz)

079. Luise Thomas und Ihre Töchter Anna und Ruth (Zeuginnen Jehovas aus Kirn/Nahe)

131 Hermann Baruch (jüdischer Ausnahmeathlet aus Bad Kreuznach)

068. Geschwister Appel (drei jüdische Geschwister, zwei Brüder und eine Schwester, aus Koblenz)

121. Moses und Paul Sonnenberg (Jüdischer Vater und Sohn aus Koblenz)

130 Marthe Borg und ihre Kinder (jüdische ältere Dame aus Koblenz und ihre Angehörigen)

133 Schwestern Hanf und ihre Familien (zwei jüdische Familien aus Seibersbach/Argenschwang

134 Werner Strauß (jüdischer Junge aus Bad Kreuznach)

135 Familie Josef Oster (jüdische Familie aus Oberfell/Koblenz)

Hella Brück (Jüdisches Mädchen aus Koblenz)

Familie Eugen Stern (Jüdische Familie aus Koblenz)

Brüder Hermann und Herbert Wilp (zwei jüdische Jungen aus Neuwied)

Familie Benno Friedberg (Jüdische Familie aus Koblenz)

Die Ausstellung wird am Montag, dem 20. Januar 2025, um 18.30 Uhr in der Citykirche am Jesuitenplatz in der Altstadt offiziell eröffnet. Dazu begrüßt der Vorsitzende des Fördervereins Dr. Martin Schlüter. Der stellvertretende Vorsitzende und Kurator der Ausstellung Joachim Hennig gibt eine Einführung. Eleonore Ciupka (Flöte) und Werner Höss (Orgel) umrahmen die Veranstaltung musikalisch. Anschließend gehen die Referenten mit interessierten Besuchern durch die Ausstellung. Die Ausstellung ist in der Citykirche bis Freitag, 7. Februar 2025, montags bis samstags von 9.30 Uhr bis 17.30 Uhr (außerhalb der Gottesdienste) zu sehen.

Am 27. Januar 2025 selbst findet das Gedenken der Stadt Koblenz statt. Es beginnt um 17.30 Uhr mit einer Statio am Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz auf dem Reichensperger Platz unter Mitwirkung von Oberbürgermeister David Langner und Schülerinnen und Schülern der Diesterweg- und Hans-Zulliger-Schule. Es wird gegen 18.00 Uhr fortgesetzt mit der Gedenkstunde in der Citykirche mit Ansprachen des Oberbürgermeisters und des Vorsitzenden des Fördervereins Mahnmal Koblenz und dem christlich-jüdischen Gebet. Die Gedenkstunde wird musikalisch umrahmt von Taylor Paucken (Enkel von Daweli Reinhardt) und seinem Sohn. Anschließend ist Gelegenheit, die Ausstellung zu besichtigen.

Im Beiprogramm zur Ausstellung zeigt der Förderverein Mahnmal Koblenz am Donnerstag, 6. Februar 2025, um 18.00 in der Citykirche den selbst produzierten Film „Du kommst zur Arbeit, Du musst überleben“ mit dem 2014 verstorbenen langjährigen Vorsitzenden der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz Dr. Heinz Kahn. Heinz Kahn war der einzige seiner Familie, der das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau überlebte. Seine Lebensgeschichte ist ein wichtiges Dokument des Lebens und Überlebens von Juden aus unserer Region.

Zu den Veranstaltungen, deren Besuch kostenlos ist, sind alle Interessierten herzlich eingeladen.

 

Stolpersteine für die Familie Hellendag