Autobiografie eines niederländischen Widerstandskämpfers, Auschwitz-Überlebenden und
"Gerechten unter den Völkern"
Die Erweiterung unserer Homepage schreitet trotz Covid-19 fort. Wir können ein weiteres Ergebnis unserer Arbeit präsentieren, die Autobiografie eines niederländischen Widerstandskämpfers, die erstmalig einem größerem Publikum vorgestellt wird: die Lebensgeschichte von Johan F. Beckman "Odyssee 1940-1945". Sie ist jetzt in der Originalfassung auf Niederländisch und in einer Bearbeitung unseres stellvertretenden Vorsitzenden Joachim Hennig in Deutsch hier nachzulesen und auch herunterzuladen.
Diese Biografie hat keinen konkreten Bezug zu Koblenz, ist aber ein ganz besonderes Zeugnis eines Überlebenden des verbrecherischen NS-Regimes, das nicht in Vergessenheit geraten darf, sondern ein möglichst großes Publikum finden sollte. Inzwischen gibt es zwar mehrere tausende veröffentlichter Lebenserinnerungen, Johan Beckmans „Odyssee“ sticht aus der Menge dieser Berichte aber hervor, gerade auch für deutsche Leser.
Als Soldatenanwärter und Student erlebte Johan Beckman den Überfall Hitler-Deutschlands auf die Niederlande und schloss sich dem dortigen Widerstand an. Um wirkungsvoll gegen die Deutschen kämpfen zu können, wurde er einer von weit mehr als tausend „Englandfahrern“ und begab sich auf eine Reise zu seiner im Exil in England lebenden Königin Wilhelmina. Über das von Deutschen besetzte Belgien und Nordfrankreich reiste er zusammen mit seinem jüngeren Bruder Rob bis an die französisch-schweizerische Grenze. Dort wurden sie von der deutschen Geheimen Feldpolizei (GFP) verhaftet und gelangten über mehrere Stationen in das Frontstammlager Royallieu-Compiègne bei Paris. Nach einem für sie glimpflich verlaufenden kriegsgerichtlichen Verfahren kamen sie aber nicht frei, sondern wurden in das Konzentrationslager Auschwitz im von Deutschen besetzten Polen deportiert. Dort waren sie vor allem Übersetzer in der Aufnahmeabteilung des Stammlagers Auschwitz und hatten in ihrer mehr als zweijährigen Haftzeit einen eingehenden Einblick in das Leben, Überleben und Sterben dort wie auch zum Teil in das in Auschwitz-Birkenau. Darüber berichtet Johan F. Beckman sehr eingehend und anschaulich, wie man es nur höchst selten findet. Gegen Kriegsende verschleppte man die beiden noch in das Konzentrationslager Groß-Rosen und dann in das in Tschechien gelegene KZ-Außenlager (des Stammlagers Flossenbürg) Leitmeritz. Mit einem Räumungstransport gelangten die Beckman-Brüder bis Prag. Auf dem Bahnhof von Tschechiens Hauptstadt gelang ihnen die Selbstbefreiung. Nachdem sich Johan Beckman dort dem Widerstand angeschlossen hatte und Prag von der sowjetischen Armee befreit worden war, kehrten Johan Beckman und sein Bruder Rob in ihre niederländische Heimat zurück. Dort hielten es die beiden Brüder aber nicht lange aus. Vielmehr kämpften sie, die als Söhne eines niederländischen Offiziers in Niederländisch-Indien (Indonesien) geboren wurden, in Indonesien bis zu dessen Unabhängigkeit. Anschließend war Johan F. Beckman noch Offizier in der regulären niederländischen Armee.
Auf 228 Seiten vermittelt diese Biografie, ergänzt durch viele weiterführende Anmerkungen und Abbildungen ein sehr eindrückliches und anschauliches Bild des niederländischen Widerstandes, von außerdeutschen Haftstätten und von Verfolgung und Widerstand im Konzentrationslager Auschwitz.
Eine besondere Bedeutung erhält diese Autobiografie noch dadurch, dass Johan F. Beckman im 1. Frankfurter Auschwitz-Prozess als Zeuge vernommen wurde. Von der Vernehmung gibt es einen Tonbandmitschnitt, der in der Anlage der Bearbeitung in Deutsch als Tondokument und auch in schriftlicher Form abgerufen werden kann.
Lesen Sie HIER die deutsche Bearbeitung von Joachim Hennig
HIER ist auch das niederländische Original nachzulesen
Recht. Gesetz. Frieden - 200 Jahre Landgericht Koblenz – Teile 8 bis 15
In den vergangenen Wochen hat unser stellvertretender Vorsitzender Joachim Hennig seine Reihe über die „Erinnerung an NS-Opfer“ zum Thema „Recht. Gesetz. Frieden – 200 Jahre Landgericht Koblenz“ fortgesetzt. Bis zum Jahresende 2020 sind jetzt die Folgen 8 bis 15 in der Heimatzeitung „Schängel“ erschienen. Nach einer Weihnachtspause wird – sofern die Corona-Lage das Erscheinen des „Schängel“ dies zulässt – die Reihe fortgeführt.
Lesen Sie im Rahmen der Artikelserie „Erinnerung an NS-Opfer“ von Joachim Hennig die nächsten Folgen zum Thema „Recht. Gesetz. Frieden – 200 Jahre Landgericht Koblenz“. Sie beschäftigen sich mit der Zeit vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zu den 1920er Jahren.
Teil 8: „Schängel“ Nr. 40 vom 30. September 2020
Teil 9: „Schängel“ Nr. 42 vom 14. Oktober 2020
Teil 10: „Schängel“ Nr. 44 vom 28. Oktober 2020
Teil 11: „Schängel“ Nr. 46 vom 11. November 2020
Teil 12: „Schängel“ Nr. 47 vom 18. November 2020
Teil 13: „Schängel“ Nr. 48 vom 25. November 2020